Im Vorfeld eines CSDs in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana (Laibach) an diesem Samstag haben maskierte Männer eine Veranstaltung in einen schwulenfreundlichen Lokal gestürmt. Ein Aktivist erhielt Kopfverletzungen.
Von Norbert Blech
Im Café "Open" fand am Donnerstag eine Literaturlesung zum CSD statt, als sieben oder acht schwarz gekleidete und maskierte Männer mit Fackeln und Stöcken in das Gebäude eindrangen und auf Gäste einschlugen. Der Journalist und Schwulenaktivist Mitja Blažic, der sich zum Rauchen auf der Straße aufhielt und auf den sich einige Angreifer offenbar gezielt stürzten, musste danach mit Verletzungen und Brandwunden an Hinterkopf und Nacken im Krankenhaus behandelt werden. Anwesende konnten ein Abbrennen des Lokals verhindern, nachdem eine Fackel in den Raum geworfen wurde.
Die Innenministerin Sloweniens, Katarina Kresal, verurteilte den Vorfall scharf und besuchte den Tatort. "Ein Angriff mit Kapuzen am Kopf und Stöcken in den Händen ist eine feige Tat. Wenn diese dazu noch mit dem Hass auf die Andersartigen motiviert wird, dann ist es auch ein Angriff auf das Rechtsstaat und die Menschenwürde", zitiert sie der "Standard". Bei Gewalt gegen Minderheiten sollte es seitens Gesellschaft und Polizei "Null Toleranz" geben. Dies hatte sie Blažic allerdings bereits in einem früheren Treffen versprochen.
Der Angriff wurde unter anderen auch von den Parlamentsparteien, dem Laibacher Bürgermeister Zoran Jankovic, Sloweniens Ombudsfrau Zdenka Cebasek Travnik sowie von Amnesty International verurteilt. Die Polizei sprach von schneller Aufklärung, die Täter hätten "ziemlich gute Spuren" hinterlassen. Angriffe auf Schwule werden nationalistischen Gruppierungen zugeschrieben. Vor dem CSD im letzten Jahr soll es fünf Gewalttaten gegeben haben.
Auf Reportage-Aufnahmen vom Tag danach ist Mitja Blažic zu sehen, wieder aus dem Krankenhaus entlassen und mit einem Pflaster am Kopf. Er spricht erstaunlich unaufgeregt vor einer Plakatwand, sagt laut "Standard" aber: "Körperlich geht es mir gut. Psychisch - sie können sich denken - im Jahr 2009, in dieser Gesellschaft, in diesem Raum, der sicher und offen sein sollte, nicht unbedingt."
Der Aktivist wurde vor drei Jahren national bekannt, als er mit seinem Partner die erste Homo-Ehe in dem Zwei-Millionen-Einwohner-Land eingegangen war (queer.de berichtete). Begeistert war er davon nicht: "Das hat sich mehr so angefühlt, als ob wir eine Pkw-Zulassung beantragen", so Blažic in einem Interview nach der Trauung. Dem Gesetz nach dürfen bei der Zeremonie keine Zeugen anwesend sein, sondern nur das Paar und der Standesbeamte. Nach der Trauung gelten beide Partner weiterhin als nicht verwandt und haben wenig Rechte.
Blažic ist Präsident des nationalen Schwulenverbands, der für diesen Samstag zu einem CSD aufgerufen hatte. Ersten Medienberichten zufolge fand die neunte Veranstaltung dieser Art in Laibach ein friedliches Ende. Rund 500 Menschen sollen unter größerem Polizeiaufgebot für die Rechte von Lesben und Schwulen demonstriert haben.
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.06.2009.pdf
Ergebnisse neonazistischer Parteien bei den Kommunalwahlen am 7.6.2009
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