Der Aktivist Sergej Androsenko bei einer LGBT-Demo in Minsk.
In Weißrussland stürmten Polizisten zum dritten Mal innerhalb von wenigen Wochen eine schwul-lesbische Veranstaltung.
Die Einschüchterung von Schwulen und Lesben in Europas letzter Diktatur Weißrussland geht weiter: In der Nacht zum Samstag stürmten Polizisten eine schwul-lesbische Veranstaltung im "Club 6A" in der Hauptstadt Minsk. Rund 40 Personen wurden verhaftet und teilweise in Handschellen zu einer Polizeistation gebracht. Dort wurden ihre Personalien festgehalten.
Nach Angaben von Zeugen sagte ein Polizist, die Razzia habe sich vor allem gegen den bekannten Aktivisten Sergej Androsenko gerichtet, der sich "mit unerlaubten Dingen beschäftigt". Dem Aktivisten von Gay Belarus, der unter anderem schwul-lesbische Demos mit organisiert, war bereits vor wenigen Wochen an der polnisch-weißrussischen Grenze der Reisepass eingezogen worden. Er hat ihn bislang nicht zurück erhalten. In Warschau lebt inzwischen der weißrussische Aktivist Sergej Yenin, nachdem ihm für die Planung des ersten CSDs in Minsk die Zulassung zur Uni entzogen worden war.
Aktivist unter Hausarrest
Im Januar hatte es bereits zwei Razzien in schwul-lesbischen Einrichtungen in Minsk und Wizebsk gegeben, dabei waren Teilnehmer der Veranstaltungen auch gefilmt worden – quasi eine Outing-Drohung. Das Vorgehen steht offenbar im Zusammenhang mit dem Versuch einiger LGBT-Aktivisten, ihre Organisationen offiziell anerkennen zu lassen.
Entsprechende Anträge wurden im Januar dem Justizministerium zugestellt. Nach einem Bericht von "Gay Belarus" soll in dem Zusammenhang ein Aktivist aus Hrodna unter Hausarrest stehen. Einzelne Aktivisten aus dem ganzen Land seien zudem in den letzten Wochen unter den verschiedensten Gründen, darunter angebliche Vergewaltigung, zu Verhören einbestellt worden. (nb)
Derzeit ist die Dokumentation "East Bloc Love" kostenlos online verfügbar, die vor allem von den Vorbereitungen zum ersten CSD in Minsk erzählt.
Und das in einer Situation / in einem Land, wo es ohnehin sehr wenig Anlaufpunkte für Schwulen und Lesben gibt.