Janelle Hallman hält weiter daran fest, dass man als guter Christ nur heterosexuell sein darf
Eine US-Fundamentalistin will im September Ärzte in Seminaren in Polen und Deutschland davon überzeugen, dass Homosexuelle psychisch gestört sind.
Die aus Denver stammende Psychotherapeutin und Pfarrerin Janelle Hallman hat per E-Mail an ihre Anhänger angekündigt, im kommenden Monat Seminare zur "Heilung" von Homosexualität in Posen und Stuttgart durchzuführen. In der baden-württembergischen Hauptstadt will sie am 16. und 17. September Workshops veranstalten – an einem Tag seien diese an Ärzte gerichtet, am nächsten an Pfarrer. Sponsor der Veranstaltung ist die deutsche Evangelikalen-Organisation Wüstenstrom, die Menschen von ihrer Homosexualität "heilen" will. Vom 19. bis 20. September werde sie zudem im polnischen Posen ein ähnliches Seminar anbieten, zu dem auch "Eltern und Laien" eingeladen seien.
Zudem kündigte Hallman an, das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft im hessischen Reichelsheim besuchen zu wollen. Das DIJG gehört zur "Offensive Junger Christen" und verbreitet auf seiner Website mehrere Texte von Hallman. Geleitet wird es von Dr. Christl Ruth Vonholdt, deren Einsatz für Homo-"Heilung" immer wieder zu Protesten führt, zuletzt im Mai in Kassel (queer.de berichtete).
Beten für Heterosexualität
Hallman hat sich auf die "Heilung" von lesbischen Frauen spezialisiert und betreibt in Denver ein "christliches Beratungszentrum". Sie wirbt dafür, dass Eltern ihre homosexuellen Kinder zu ihr bringen sollten, auch bietet sie Seminare für die Eltern von Lesben und Schwulen an. Sie verbreitet ihre Ansichten bereits seit 2008 in ihrem Buch "The Heart of Female Attraction", für das sie heute noch wirbt.
Darin beschreibt sie "Behandlungsgrundlagen", um Frauen zu "helfen", die an "gleichgeschlechtlicher Anziehung" leiden würden. Dabei legt sie stets besonderen Wert auf Beten. Grund für weibliche Homosexualität sei demnach eine schlechte Bindung zur Mutter, sexueller Missbrauch, der zum "Hass auf Männer" führe, und wenige weibliche Freundinnen in der Jugend. Ihre Thesen vertrat Hellman bereits 2010 vor 50 Therapeuten, Seelsorgern und Beratern in Kassel (queer.de berichtete). Damals war die Veranstaltung vom DIJG organisiert worden.
Psychologen- und Ärzteorganisation sind sich inzwischen weitgehend einig, dass eine versprochene "Heilung" von Homosexualität Humbug ist. Sie warnen sogar davor, dass Schwule und Lesben durch eine derartige "Behandlung" in die Depression oder den Selbstmord getrieben werden. So hat der Weltärztebund etwa im vergangenen Jahr eine Erklärung verabschiedet, in der die "Heilung" von Homosexuellen strikt abgelehnt und vor den Folgen der Stigmatisierung sexueller Minderheiten gewarnt wird (queer.de berichtete).
Inzwischen dringt diese Kunde auch in mehr und mehr evangelikale Teile der US-Gesellschaft vor: Vor gut einem Jahr hatte sich die größte Ex-Gay-Organisation der Welt nach vier Jahrzehnten Tätigkeit aufgelöst: Der Gründer von Exodus International, Alan Chambers, entschuldigte sich dafür, dass seine Gruppe über einen langen Zeitraum Homosexuelle geschädigt hätte (queer.de berichtete). (dk)
de.wikipedia.org/wiki/National_Association_for_Research_and_
Therapy_of_Homosexuality