Chelsea Manning hat sich nach ihrer Verurteilung zu einer 35-jährigen Haftstrafe als transsexuell geoutet
Nach fünf Tagen Hungerstreik knickt das US-Militär ein und gestattet der 28-jährigen Gefängnisinsassin eine geschlechtsangleichende Operation.
Die in einem Militärgefängnis in Kansas inhaftierte Whistleblowerin Chelsea Manning hat nach fünf Tagen einen Hungerstreik beendet, weil die US-Armee ihr zugesichert habe, dass sie sich in Kürze einer geschlechtsanpassenden Operation unterziehen darf. Das hat die US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) am Dienstag mitgeteilt, die die 28-Jährige juristisch unterstützt. Manning, die derzeit eine 35-jährige Haftstrafe wegen Geheimnisverrats absitzt, hatte den Hungerstreik am Freitag begonnen. Ein Psychologe hatte bereits im April eine Operation empfohlen.
Nach Angaben der ACLU hat bislang kein einziger transsexueller Gefängnisinsasse in den USA einen operativen Eingriff zur Geschlechtsanpassung erhalten, obwohl Gefangenen eigentlich medizinische Behandlung zusteht. Mannings Anhänger hoffen nun, dass die Erlaubnis auch Einfluss auf tausende anderer Transsexueller in Gefängnissen habe, denen eine Operation verwehrt wird.
Manning kritisierte über ihre Anwälte, dass die Behörden "so lange" gebraucht hätten, um ihre medizinische Behandlung zu erlauben: "Ich bin unendlich erleichtert, dass das Militär endliche die richtige Entscheidung getroffen hat. Ich applaudiere ihnen dafür. Das ist alles, was ich wollte – dass sie mich diejenige sein lassen, die ich bin." Ein genauer Zeitplan für den Eingriff steht bislang noch nicht fest.
Weiterhin verschärfte Haftbedingungen
Allerdings wird Manning im Gefängnisalltag weiterhin nicht als Frau anerkannt. Sie bleibt im Männergefängnis inhaftiert und muss zunächst ihre Haare weiter so tragen, wie es für Männer als üblich angesehen wird. Bereits im letzten Jahr hatte das amerikanische Militär abgelehnt, dass sie ihre Haare wachsen lassen darf (queer.de berichtete).
Auch in weiteren Punkten leidet Manning unter verschärften Haftbedingungen: So wird ihr mit unbefristeter Isolationshaft gedroht, weil sie im April einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Manning und ihre Unterstützer sagen, das sei unfair, da sie diese Verzweiflungstat nur aufgrund der schlechte Behandlung im Gefängnis durchgeführt habe.
Manning war 2010 verhaftet worden, weil sie hunderttausende geheime Dokumente der Enthüllungsplattform WikiLeaks zugespielt hatte. Diese zeigten unter anderem Kriegsverbrechen der US-Armee im Irak-Krieg. Mit dem Fall machte sie weltweit Schlagzeilen, damals noch unter dem Namen "Bradley Manning". 2013 outete sie sich kurz nach ihrer Verurteilung als Transsexuelle (queer.de berichtete).
Auf der Seite freechelsea.com haben Unterstützer der Whistleblowerin eine Petition gestartet, in der die Freilassung Mannings gefordert wird. ZU ihren prominenten Fürsprechern gehören unter anderem Whistleblower Daniel Ellsberg und Michael Stipe, der queere Sänger der Band R.E.M. (dk)
Worin lag noch gleich der Unterschied zu den Staaten der letzten Jahre die befreit und in einer endlosen Erfolgsgeschichte demokratisiert wurden?