Hohmann 2011 bei einer Veranstaltung von "Aktion Linkstrend stoppen" (Bild: Youtube-Screenshot)
Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann, der für die AfD im Herbst erneut in das Parlament gewählt werden will, hat den Streit um seit letzten September geltende neue Richtlinien für den Sexualkundeunterricht in Hessen zu einem neuen Tiefpunkt der Hetze gebracht.
Weil dieser von Schwarz-Grün verabschiedete Lehrplan u.a. die "Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intersexuellen Menschen" zum offiziellen Unterrichtsziel erklärt (queer.de berichtete), hatte bereits u.a. die homofeindliche "Demo für alle" eine Kundgebung in Wiesbaden vor dem Kultusministerium gegen die angebliche "radikale Sexualerziehung" und "Frühsexualisierung" abgehalten (queer.de berichtete).
Der CDU-Minister Ralph Alexander Lorz hatte sich davon nicht einschüchtern lassen und in Briefen gegenüber besorgten Eltern das Ansinnen verteidigt. Es gehe schlicht darum, homo- oder transsexuellen Schülern zu sagen: "Ihr seid okay, so wie ihr seid!" Kritik kam dennoch u.a. von der AfD, Landeschef Albrecht Glaser befürchtete etwa eine "Relativierung der Heterosexualität" im Unterricht: "Die Hessische Landesregierung vergreift sich an unseren Kindern" (queer.de berichtete).
In einem am Montag veröffentlichten Interview-Ausschnitt mit den "Osthessen News" legte Hohmann nun in dem Streit nach, als er auf die Rhetorik seines Parteifreunds Björn Höcke angesprochen wurde: "Wenn Höcke das Wort 'Volksverderber' gebraucht, sage ich Ihnen, wofür ich das angebracht halte. Nämlich da, wo ein CDU-Minister des Landes Hessen für unsere Schüler fächerübergreifend vorschreibt, dass eine Art Zwangsfrühsexualisierung eingeführt wird. Das ist für mich ein Verderber unserer Kinder. Das dürfen wir nicht dulden. Das ist grün-linkes, antichristliches Gedankengut."
Von der Schulbank zum perversen Sexualstraftäter
Auf den Einwand der "Osthessen News", ob der neue Lehrplan nicht einfach "objektive Faktenvermittlung" vorsehe, kritisierte Hohmann: "Es wird aber Akzeptanz verlangt. Akzeptanz für sexuelles Verhalten, das vor nicht allzu langer Zeit als pervers galt. Toleranz ginge ja noch."
In Folge entwickelte der 69-Jährige den Gedanken, dass die Schulaufklärung sexuelle Gewalt zur Folge habe: "Wenn dieser Sexualkundelehrplan so durchgezogen wird und Kinder zu früh und mit schulischem Zwang zur Sexualität geführt werden, kann es dazu kommen, dass ungefestigte junge Männer dann irgendwann, wenn sie ein Sexualverbrechen begangen haben, sagen: Das haben wir doch in der Schule durchgenommen, da bin ich doch darauf hingeführt worden. Was sagen wir denn dann?"
Hohmann beim AfD-Landesparteitag im letzten November
Erziehung und Aufklärung sei in erster Linie eine Aufgabe der Eltern und dann erst der Schule, so Hohmann. Aufklärung sei richtig, "aber zur rechten Zeit. Die Probleme mit der Geschlechtlichkeit kommen, man soll sie nicht vor der Zeit herbeireden. Außerdem muss das Leitbild der herkömmlichen Vater-Mutter-Kinder-Familie positiv herausgestellt werden."
"Aktive Zivilcourage" gegen LGBTI-Rechte
Hohmann war im November auf den aussichtsreichen Listenplatz vier der hessischen AfD für die Bundestagswahl gewählt worden (queer.de berichtete). Der frühere Reserveoffizier und Kriminaloberrat sitzt für die Partei derzeit im Kreisrat von Fulda. In der Stadt hatte er 2002 ein Bundestagsdirektmandat für die CDU geholt, nachdem er dem Parlament schon vier Jahre angehört hatte.
2004 war Hohmann wegen der berüchtigten, vom Zentralrat der Juden als antisemitisch eingestuften "Tätervolk"-Rede aus der CDU ausgeschlossen worden. Gegen Homosexuelle hatte er da schon seit Jahren gehetzt: 2002 meinte er etwa zum Adoptionsrecht für Homo-Paare in Großbritannien: "Unablässige Aktivitäten der deutschen Homosexuellenlobby zur Ausweitung ihrer Rechte lassen ähnliche Vorstöße in Deutschland befürchten. Einer solchen Denaturierung des Leitbildes der Familie muss mit 'aktiver Zivilcourage' begegnet werden."
Homosexuellen sei keine "falsche, feige Toleranz und Akzeptanz" entgegenzubringen, meinte er einmal; ihnen stehe jederzeit die Umkehr zu einem "Leben nach Gottes Geboten" offen (weitere frühere Aussagen Hohmanns in diesem Artikel).
Über ein Jahrzehnt später ist die homofeindliche Rhetorik geblieben: So beklagte der Politiker im letzten April bei einem Anti-Abtreibungsprotest in Freiburg das "gesetzgeberische Promovieren der praktizierten Homosexualität", in der der Heilige Apostel Paulus ein Zeichen von "Gottesferne" sehe. Sein Fazit zum Stand der Gesellschaft: Zur "Rettung und Umkehr" des "verwirrten Vaterlandes" brauche es Gebete.
Hohmann im April bei einem "Gebetszug für das ungeborene Leben" in Freiburg, bei dem er eine "dämonische Gender-Ideologie" kritisierte und die "Demo für alle" lobte
In dem aktuellen Interview äußerte sich Hohmann ansonsten noch abwertend über den Islam oder verteidigte den Begriff "Lügenpresse" ("Man soll nicht jedes Wort, das auch in der NS-Zeit gebraucht worden ist, unter Verdacht stellen"), den er selbst aber nicht wählen würde. Auch beklagte er eine "Büßerhaltung" in der Erinnerungskultur, die der "linken Dominanz" diene. Die AfD fordere ein "Aufbrechen dieses Tunnelblicks auf die negativen Seiten der schlimmen zwölf Jahre".
Auch verteidigte er Höcke vor Kritik an dessen Begriff "lebensbejahender afrikanischer Ausbreitungstyp": "Bei uns hier in der AfD habe ich noch nie Rassismus erlebt. Für mich haben alle Menschen die gleiche Würde und den gleichen Wert. Andererseits gibt es natürlich unterschiedliche Rassen."
Es geht nicht um "Akzeptanz eines Verhaltens", es geht um Akzeptanz von MENSCHEN!!!
Hohmann hingegen zeigt ein Verhalten aus einer Zeit, welches seit 70 Jahren als inakzeptabel und menschenverachtend gilt!!