23 Kommentare
- 16.03.2017, 18:31h
- Eine Unterscheidung aus welchen Gründen LGBTI-Menschen Opfer von Gewalt werden ist sicher wichtig und richtig. Pauschalierte Begriffe wie Hasskriminalität vernebeln die Zusammenhänge und erschweren die Arbeit der Polizei. Aber jede verbesserte Kriminalitätsstatistik wird nur dann sinnvoll, wenn neben politischen Motiven auch andere Merkmale, wie z.B. der kulturell-ethnologische Hintergrund, soziale Komponenten, sowie religiöse Bindungen beleuchtet werden.
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- 16.03.2017, 19:08h
- Was muss noch alles passieren, ehe die Politik endlich aufwacht?
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- 16.03.2017, 22:27hHannover
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Blanker Unsinn..
"Hasskriminalität" dient als Begriff nicht nur der Verdeutlichung der Motivlage, sondern dann auch Strafverschärfend für die Täter*innen..
Zusätzlich geht es hier auch nicht nur um Angriffe gegen LGBTTIQ*-Menschen, sondern auch um Antisemitische Überfälle, und um rassistische Überfälle..
Was hier übrigens auch deutlichem macht mit welchen Verursachern man es mit den Täter*innen AUCH zu tun hat..
Einheimische..
""Aber jede verbesserte Kriminalitätsstatistik wird nur dann sinnvoll, wenn neben politischen Motiven auch andere Merkmale, wie z.B. der kulturell-ethnologische Hintergrund, soziale Komponenten, sowie religiöse Bindungen beleuchtet werden.""..
Solche "Merkmale" werden erfasst..
Bis auf den "religiösen Hintergrund"..
Der unterliegt dem Datenschutz..
Veröffentlicht werden diese Daten auch weiterhin nicht, sie dienen nur dem "internen Gebrauch" bei Polizei und Justiz.. - |
- 17.03.2017, 10:18h
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Dennoch muss ich Torsten Ilg zustimmen, dass eben auch die Motive der Tat beleuchtet werden müssen.
Nicht, weil ein religiös motivierter Überfall anders bestraft werden soll als einer, wo es "nur" um Diebstahl geht. Sondern, damit man evtl. Muster erkennt und sieht, wo es Probleme gibt.
Denn nur wenn man Probleme kennt, kann man sie bekämpfen. Und nur dann kann man auch künftigen Straftaten vorbeugen. Denn noch viel besser als eine Bestrafung ist es natürlich, wenn die Tat erst gar nicht passiert.
Bisher ist es doch so, dass spätestens seit den Silvestervorfällen in Köln halb Deutschland denkt, alle Migranten würden Frauen vergewaltigen, wenn sich die Chance dazu bietet. Wieso also nicht bei sexuellen Übergriffen, bei homo- oder transphober Gewalt, etc. auch die Herkunft und Religion des Täters berücksichtigen?
Entweder zeigt sich, dass es da keine statistische Korrelation gibt - dann kann man den rechten Rattenfängern den Wind mit diesen Fakten aus den Segeln nehmen. Oder es gibt tatsächlich eine Korrelation - dann weiß man, dass man gegensteuern muss und dass z.B. in Einbürgerungskursen die Gleichheit der Frau, die Gleichheit von GLBTI, die Gleichheit von anderen Religionen, etc. noch stärker vermitteln muss.
Und falls jetzt jemand auf die Idee kommt, das sei ja wohl rassistisch. Der Vorsitzende des Zentralsrats der Muslime, Aiman Mazyek, fordert auch genau das: der findet das auch nicht richtig, dass z.B. bei Gewaltakten oft aus falsch verstandener Toleranz die Herkunft oder Religion des Täters nicht genannt wird. Gerade weil das nur Rechten die Munition liefert, das wieder so darzustellen, als würde die angebliche Lügenpresse da etwas vertuschen. Und das ermöglicht auch, völlig Unschuldige eine Tat in die Schuhe zu schieben, um noch weiter gegen Migranten zu hetzen.
Deswegen finde ich auch, dass Herkunft und Religion bei Gewaltdelikten berücksichtigt werden müssen. Nicht weil andere Nationalitäten, o.ä. härter bestraft werden sollten, sondern um strukturelle Probleme rechtzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können. Ehe sie irgendwann unbeherrschbar werden, worunter dann alle Unschuldigen, egal welcher Nationalität, welcher Herkunft und welcher Religion, zu leiden haben. - |
- 17.03.2017, 10:37h
- Ich seh das genau wie Robin - Danke für Deine guten Ausführungen.
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- 17.03.2017, 10:43h
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Richtig,
noch besser als Bestrafung ist es, wenn Taten erst gar nicht passieren. Davon haben auch die Opfer mehr, denn wenn man nach so einer Tat vielleicht den Rest des Lebens irgendwelche körperlichen und/oder psychischen Probleme / Ängste hat, geht das nur durch die Bestrafung des Täters auch nicht weg.
Um aber prophylaktisch tätig zu sein, muss man erst mal wissen, wo die Ursachen liegen. Und dann kann man erst überlegen, was man dagegen tun kann. Um die Ursachen zu verstehen, muss man aber erst mal die Motive kennen. Und wenn diese Motive etwas mit einer Religion (egal welcher) oder eines "kulturellen" Hintergrunds zu tun haben, ist das wichtig, um gegensteuern zu können.
Wer das aus falsch verstandener Toleranz verschweigt, wird kein einziges Problem lösen, sondern sie sogar noch schlimmer machen. Und dann kommen irgendwann die Leute mit den einfachen Antworten an die Macht. Und das will keiner von uns... - |
- 17.03.2017, 11:25hGreifswald
- Es spricht m.E. nichts dagegen, die Motive für Hasskriminalität in einem Ermittlungsverfahren "herauszuarbeiten", seien es politische, kulturelle, religiöse, mit der Person des Opfers zusammenhängende o.a. oder eine "Mixtur" verschiedener. Das mag dazu einen Beitrag leisten, ein angemessenes Urteil zu finden, sich dem Thema differenziert zu widmen und präventiv tätig zu werden.
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- 17.03.2017, 11:26hHannover
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""Dennoch muss ich Torsten Ilg zustimmen, dass eben auch die Motive der Tat beleuchtet werden müssen.""..
Das tut der Begriff "Hasskriminalität", und bietet durch die Ermittlungen den Richtern inzwischen sogar eine Handlungsrichtlinie, in der sie die Strafen für Körperverletzungen am deutlichem oberem Rand des Strafmaßes bemessen können..
""Nicht, weil ein religiös motivierter Überfall anders bestraft werden soll als einer, wo es "nur" um Diebstahl geht.""..
Womit sich die Frage stellt :
Wieso denn nicht ?
Wieso sollen "religiös motivierte Straftaten" nicht besonders hart bestraft werden ?
Weil es eine "Religionsfreiheit" gibt, die einem irgendwie ein Recht einräumten sich gegenüber anderen Menschen besonders schäbig zu verhalten ?
Oder steht hier die "Gefahr" im Raum, daß unter diese Regelung dann auch "einheimische Christen" fallen würden, die sich als "homophobe Schlägertypen" auf sicherem Terrain glauben ?
""Sondern, damit man evtl. Muster erkennt und sieht, wo es Probleme gibt.""..
Jede Tat ist eine Einzeltat, wird UND muß daher auch als Einzelne Tat verfolgt und verurteilt werden..
Strafprozesse in denen nach "Mustervorlagen" verurteilt würde, widersprechen dem Grundgesetz..
Gleichzeitig braucht man zum erkennen von Mustern gar nicht so viele Parameter erheben..
Ein Muster bildet sich bereits darin ab, das in einigen Stadtteilen solche Überfälle gehäuft auftreten..
Das muß dann zu einem vermehrten Einsatz von Polizei führen, nicht aber zu einer anderen Durchführung von Strafprozessen..
Auch kann man erheben ob sich Täter*innen bei der Tat "Wohnortnah" aufgehalten haben, oder für solche Taten "extra angereist" sind..
Gleiches gilt auch für die Opfer..
Daraus kann man dann ablesen, wie sicher man im eigenem Kiez ist, respektive, wie unsicher man sich auf Partymeilen fühlen muß..
""Wieso also nicht bei sexuellen Übergriffen, bei homo- oder transphober Gewalt, etc. auch die Herkunft und Religion des Täters berücksichtigen?""..
Wie erwähnt, wird das erhoben und gemacht..
Bis auf die "Religion"..
Die gehört in den "höchstpersönlichen Lebensbereich" und wird wie Gesundheitsdaten nicht veröffentlicht, zumeist gar nicht erhoben..
Erheben könnte man sie aber auch nur dann, wenn man das bei ALLEN Straftäterinnen erhebt, denn nur dann machen diese Zahlen dann auch Sinn, und man kann aus ihnen dann auch einen möglichen "Überhang" einer bestimmten "Religionszugehörigkeit" erkennen..
Wenn man aber nur die "muslimische Zugehörigkeit" erheben würde, ist das billiger Populismus, und dient auch nur dazu..
""Und falls jetzt jemand auf die Idee kommt, das sei ja wohl rassistisch. Der Vorsitzende des Zentralsrats der Muslime, Aiman Mazyek, fordert auch genau das:""..
Derlei Wissensvermittlung tut bei ALLEN Bürgern Not..
Sich hier nur auf eine Peer-Group fokussieren zu wollen, ist vergeblich..
""dass z.B. bei Gewaltakten oft aus falsch verstandener Toleranz die Herkunft oder Religion des Täters nicht genannt wird.""..
Wie erwähnt wird die "Religionszugehörigkeit" gar nicht erhoben..
Die Veröffentlichung solcher Daten ist dann auch nicht notwendig..
Es genügt immer noch wenn die Ermittlungsbehörden über diese Daten verfügen..
Eine Veröffentlichung dient nur der Hetze gegenüber den Täter*innen, die auch über bürgerliche Rechte verfügen, und kein "rechtloses Gesindel" darstellen, daß man beliebig an den Pranger stellen dürfte..
""Deswegen finde ich auch, dass Herkunft und Religion bei Gewaltdelikten berücksichtigt werden müssen. Nicht weil andere Nationalitäten, o.ä. härter bestraft werden sollten, sondern um strukturelle Probleme rechtzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können.""..
75 % aller Gewaltdelikte von denen es 2016 etwas mehr als 66.000 gab die zu einer Verurteilung kamen, wurden auch im Jahr 2016 von Einheimischen begangen..
Vielleicht wäre es sogar hilfreich hier die Staatsangehörigkeit und die "Religionszugehörigkeit" mit zu veröffentlichen..
Aber dann von ALLEN Täter*innen, so daß man dann auch etwas über den "evangelischen Handtaschenräuber" und den "katholischen Kinder-Vergewaltiger" erfährt.. - |
- 17.03.2017, 11:40h
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Hasskriminalität kann aber viele Gründe haben.
Wenn ein Weißer einen Schwarzen aus rassistischen Motiven angreift ist das genauso Hasskriminalität wie wenn ein religiöser Fanatiker einen Schwulen angreift.
Aber in beiden Fällen muss man unterschiedlich gegensteuern.
Von mir aus kann man Hasskriminalität auch gerne härter bestrafen - dann aber halt auch jede Hasskriminalität und dann darf es keine mildernden Umstände geben, wenn jemand aus religiösem Fanatismus gehandelt hat. Aber dafür muss man das halt auch alles erst mal erfassen. - |
- 17.03.2017, 12:03hberlin
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"Aber in beiden Fällen muss man unterschiedlich gegensteuern."
Kannst du das mal näher erläutern...
Wie kann man bei rassismus und religiösem fanatismus zu verschiedenen ursachenbegründungen kommen? - |