Mit dem Auslaufen des Patentschutzes für Truvada dürfen die Wirkstoffe seit Dienstag in Deutschland als Generikum angeboten werden. Insgesamt sieben Generikahersteller haben das Produkt laut der "Deutschen Apothekerzeitung" in ihr Programm aufgenommen. Der Monatspreis sinkt damit von 820 Euro auf rund 600 Euro für das billigste Produkt.
Truvada, das die Wirkstoffe Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil enthält, wird in Europa seit 2005 bei HIV-Positiven eingesetzt, um die Ausbreitung des Virus im Körper zu hemmen. Im vergangenen Jahr hatte die EU der Einführung als sogenannte Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) zugestimmt, also als vorbeugendes Medikament für HIV-Negative, um sich vor einer Infektion zu schützen (queer.de berichtete). Das Problem: Die Krankenkassen zahlen bislang für die Vorbeugung nicht. Zudem ist seit Dienstag lediglich das generische Produkt des Anbieters Hexal als PrEP zugelassen, die anderen sind es aber nur als Medikament für HIV-Positive.
Aids-Aktivisten und -Organisationen, darunter die Deutsche Aids-Hilfe, fordern bereits seit längerem eine PrEP-Erstattung durch Krankenkassen – und zwar für Leute mit einem hohen Risiko einer Ansteckung, darunter sexuell aktive schwule Männer mit wechselnden Partnern. Damit könnte die Prävention wirksam ergänzt und die HIV-Neuinfektionszahlen gesenkt werden. Eine kostenlose Abgabe an Gruppen mit höherem Ansteckungsrisiko haben in den letzten Monaten Norwegen und Belgien angekündigt.
Philippinen starten PrEP-Test
Auch in anderen Ländern wird die PrEP gefragter: So haben die Philippinen vor wenigen Tagen eine zweijährige Testphase gestartet; 200 HIV-negative schwule Männer und Transfrauen erhalten für ein Studie eine tägliche Dosis. Grund für den Test ist ein dramatischer Anstieg der HIV-Neuinfektionen im Land: 2016 wurden laut offiziellen Zahlen 140 Prozent mehr Infektionen diagnostiziert als noch 2010.
Die längste Erfahrung mit PrEP haben die USA: Dort ist Truvada bereits seit 2012 zugelassen und gilt als Erfolgsgeschichte. Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC hat 2015 empfohlen, dass Menschen mit besonders hohem Risiko das Medikament einnehmen sollten – darunter laut CDC rund ein Viertel der sexuell aktiven schwulen und bisexuellen Männer, die HIV-negativ sind (queer.de berichtete). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stimmt dieser Einschätzung zu und hat deshalb im Juni diesen Jahres PrEP-Wirkstoffe in die Liste der "unentbehrlichen Arzneimittel" aufgenommen (queer.de berichtete).
Freilich gibt es – neben dem Preis – auch Probleme mit dem Medikament: So können Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Durchfall oder Magenbeschwerden auftreten. Außerdem beklagen manche LGBTI-Aktivisten, dass dieses Medikament Schwule in falscher Sicherheit wiegen und zu mehr unsafem Sex führen könnte – und damit sogar zu mehr HIV-Infektionen. Eine derartige Entwicklung konnte allerdings in den USA seit der Zulassung nicht festgestellt werden. (dk)
No wonder. PrEP, richtig angewendet, IST - genauso wie Kondome, richtig angewendet - SAFER SEX.
So einfach ist das.
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Informatives, relativ neues Feature der "Herzenslust Homolobby" zum Thema PrEP:
www.herzenslust.de/herzenslust/front_content.php?idcat=2439