Reinhard Kardinal Marx hat sich noch immer nicht mit der rechtlichen Gleichstellung von lesbischen und schwulen Paaren abgefunden. "Die Ehe sollte auf die Beziehung zwischen Mann und Frau bezogen bleiben", kritisierte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz die am 1. Oktober in Kraft getretene Ehe für alle in einem Interview mit der "Welt am Sonntag".
"Der Staat kann diesen Begriff nicht einfach umdefinieren", beklagte Marx. "Denn er basiert ja auf der Tatsache, dass die Ehe als Verbindung von Mann und Frau und auf Weitergabe des Lebens ausgerichtet schon vor ihm da ist, sie ist gewissermaßen die Voraussetzung dafür, dass es den Staat überhaupt gibt."
Ehe-Verbot für Homosexuelle "keine Diskriminierung"
Ein Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen sei "keine Diskriminierung", meinte der 64-Jährige: "So sah es das Bundesverfassungsgericht bislang übrigens auch." Über schwule und lesbische Paare meinte er: "Dass es diese Partnerschaften gibt, ist in Ordnung, so ist es in dieser Welt, und ich kann es auch nicht schlecht finden, wenn Menschen füreinander einstehen und Verantwortung übernehmen."
In dem Interview mit der "Welt am Sonntag" warnte der Kardinal darüber hinaus vor einem Erziehungsrecht für mehr als zwei Elternteile, etwa für den biologischen Vater und zwei lesbische Mütter. Die Gesellschaft sollte "nie so weit kommen", so Marx. "Zur Kultur und Zivilisation gehört auch der Respekt vor der Schöpfung. Ein solches Gesetz wäre – denke ich – ein Angriff auf die Zivilisation selbst."
Der Chef der Bischofskonferenz kritisierte, "dass man das Kind in solchen Debatten zum Produkt macht und dass es angeblich ein Recht auf ein Kind gibt". Das Kind werde zum Objekt, so Marx. "Das verletzt die Menschenwürde. Niemand hat ein Recht auf ein Kind."
Familienbischof Koch: Ausgrenzung führte zur Gleichstellung
Im Interview mit dem "Tagesspiegel" kritisierte auch Familienbischof Heiner Koch die Ehe für alle, weil sie Unterschiede nivelliere, "die es aber gibt". Allerdings räumte der Berliner Erzbischof eine Mitschuld der katholischen Kirche an der Geringschätzung homosexueller Partnerschaften ein. Bei der Öffnung der Ehe sei für viele Menschen die Wertschätzung für gleichgeschlechtliche Liebe das Hauptziel gewesen, so Koch. "Dass dahinter Erfahrungen stehen, diese Wertschätzung nicht erlebt zu haben, tiefe Verletzungen, und dass wir als Kirche da auch Schuld haben, ist unstrittig." (cw)
Wenn Menschen ihr Leben zusammen verbringen wollen, ist das keine Errungenschaft der Kirche, auch wenn sie sich das gerne selber zuschreibt, wie auch unsere sonstigen Moralvorstellungen, welche Produkte der Evolution sind, und nicht der Kirche.
Ihr Schöpfungsmärchen ist nicht mehr zeitgemäß, aber der Schritt das zuzugeben ist zu groß, ohne dabei das eigene Kartenhaus zum Einstürzen zu bringen.
Man kann nur eines tun, sich abwenden und austreten, solange das Geld vom Finanzamt frei Haus kommt wird die Kirche sich auch nicht ändern.