Um einer Erpressung durch einen Ex-Freund zuvorzukommen, berichtet die Drag Queen erstmals über eine Jahre zurückliegende Diagnose.
Conchita Wurst kämpft seit Jahren auf ihre Art für die Akzeptanz von Homo- und Transsexuellen, nun könnte sie auch HIV-Positiven in ganz Europa mehr Mut geben (Bild: U.S.Embassy Vienna / flickr)
Die österreichische Drag Queen und Sängerin Conchita Wurst hat sich am Sonntagabend im sozialen Netzwerk Instagram überraschend als HIV-positiv geoutet. "Heute ist der Tag gekommen, mich für den Rest meines Lebens von einem Damoklesschwert zu befreien: Ich bin seit vielen Jahren HIV-positiv."
Diese Angabe sei für die Öffentlichkeit "eigentlich irrelevant", so die Eurovision-Siegerin des Jahres 2014 ("Rise Like A Phoenix"). "Aber ein Ex-Freund droht mir, mit dieser privaten Information an die Öffentlichkeit zu gehen, und ich gebe auch in Zukunft niemandem das Recht, mir Angst zu machen und mein Leben derart zu beeinflussen."
Der 29-jährige Künstler Tom Neuwirth, der hinter der erfolgreichen Kunstfigur steckt, schrieb weiter, er sei seit der Diagnose in medizinischer Behandlung und daher "seit vielen Jahren unterbrechungsfrei unter der Nachweisgrenze, damit also nicht in der Lage, den Virus weiter zu geben." In dem Eintrag betonte Wurst, für sie sei der HIV-Status keine Neuigkeit. Es gehe ihr gut und sie sei "stärker, motivierter und befreiter denn je".
Ein erneutes Coming-out
Am späteren Abend berichteten erste Medien über den Instagram-Post, nachdem Wursts Manager dessen Echtheit bestätigt hatte. Innerhalb von rund zwei Stunden hatte der Eintrag da bereits über 12.000 Likes erhalten – Wurst bekam auch viel Unterstützung aus dem In- und Ausland in den über 850 Kommentaren zu diesem, wie sie es ausdrückte, "Coming-out". Ein solches sei "besser als von Dritten geoutet zu werden", so Conchita. "Ich hoffe, Mut zu machen und einen weiteren Schritt zu setzen gegen die Stigmatisierung von Menschen, die sich durch ihr eigenes Verhalten oder aber unverschuldet mit HIV infiziert haben."
Wurst im letzten November beim queeren Side-by-Side-Filmfestival in St. Petersburg (queer.de berichtete). Die Unterstützung der internationalen Fans und Community bekommt sie nun zurück: ESC-Fans aller Länder übersetzten inzwischen ihre Instagram-Botschaft, viele Fans hinterließen ihr positive Kommentare und Nachrichten. Bild: Conchita Wurst / facebook
Es habe mehrere Gründe gegeben, über die Infektion bislang zu schweigen, so Wurst. So sei das ihrer Meinung nach "hauptsächlich für diejenigen Menschen von Relevanz, mit denen sexueller Kontakt infrage kommt". Auch habe sie ihrer Familie, "die seit dem ersten Tag Bescheid weiß und mich bedingungslos unterstützt hat", die öffentliche Debatte darüber ersparen wollen.
Laut Conchita wüssten auch ihre Freunde seit geraumer Zeit über ihren HIV-Status Bescheid – und gingen "in einer Unbefangenheit damit um, die ich jeder und jedem Betroffenen wünschen würde". (nb)
Es ist wirklich schlimm, dass es wirklich in der heutigen Zeit noch (oder sollte ich sagen: "wieder"?) für notwendig gehalten wird, sich ob einer Krankheit respektive einer Anfälligkeit dafür zu outen.
Warum verdasmmt noch mal kann man die Leute nicht einfach so nehmen wie sie sind und was sie haben und muss anstelle dessen unnötige Ängste provozieren?
PREISFRAGE: was ändert sich eigentlich, wenn mir ein Mensch, der mir auch nur in irgend einer Form wichtig oder auch nur ansatzweise bedeutsam ist, offenbart, dass er HIV-positiv ist? Richtig: GAR NICHTS! Das ist der gleiche Mensch, den ich vorher auch gekannt, geschätzt oder gar geliebt habe.
Auch wenn ich per se nichts von religiotischem Kram halte, aber das Prinzip "in guten wie in schlechten Zeiten" ist etwas, was man übernehmen sollte.
Das ist zwar sachlich richtig, aber es spricht keineswegs für unsere ach-so-"zivilisierte" Gesellschaft, dass so ein Schritt überhaupt nötig wird. Ganz im Gegenteil: diese ach-so-"aufgeklärte" und ach-so-fortschrittliche Gesellschaft stellt sich damit nicht nur das schlimmste Armutszeugnis aus, das man sich vorstellen kann, sondern sie entlarvt sich einmal mehr als heuchlerisches Gebilde, das seine ach-so-"überlegene" Moral ad absurdum geführt hat und demzufolge nicht mehr Ernst zu nehmen ist.
Eine Gesellschaft, in der Erpressung und Nötigung salonfähig geworden sind, hat jeglichen moralischen Anspruch verwirkt und niemandem mehr überhaupt etwas zu sagen.
Diese Nachricht macht mich sehr betroffen und beschämt mich, denn ursprünglich - wie ich einst auch hier im Forum kundtat - konnte ich Conchita Wurst nicht leiden, weil ihr Künstlername mir einfach zu ordinär war: Schiet-Wurst. Da wollte eine bärtige langhaarige Person mit fäkalen Titulierungen Karriere machen?
Weit gefehlt. Ich musste mich revidieren.
Conchita ist eine aussergewöhnliche Künstlerin mit einer Wahnsinns-Stimme. Nicht umsonst hat sie in Australien die weltberühmte Konzertmuschel gefüllt. Und beim ESC in Wien war sie als Ko-Moderatin des talentlosen Fräuleins Lena Müller- Vorhaut (oder wie das unsägliche Geraffel aus der Hexenküche des hämischen Metzgergesellen Raab wohl hieß) vielsprachig begabt und souverän im Interwiev mit den Teilnehmern.
Ich verneige mich vor ihr und drücke ohr die Daumen.
Wie konntest Du so einen Blödsinn nur denken? Conchita ist eine der wenigen Repräsentantinnen der LGBTIQ Szene, die nicht wie zahlreiche "Berufsschwule" aggressiv und verbissen argumentiert, sondern stets mit kühlem Kopf, sachlich und besonnen Menschen mit fundierten Argumenten überzeugt. Auf Provokationen ist sie niemals eingegangen.
Ihr Künstlername ist nicht ordinär. Conchita ist ein häufiger Frauenname in spanischsprachigen Ländern. "Wurst", weil es eben Wurst ist, was sie ist (Mann, Frau, bärtig, oder glattrasiert). Viele haben das bis heute nicht begriffen.
Conchitas Version von Tina Turners "River deep, mountain high" ist meiner Meinung nach die beste Interpretation dieses Titels.
Auch mich macht es betroffen, von Ihrer HIV Infektion zu lesen und noch betroffener, dass es Menschen gibt, die jemanden damit erpressen ... insbesondere wenn es auch noch andere Gays sind. Wie tief muss ein Mensch nur sinken?
Natürlich ist es nicht das Ende der Welt. Dennoch ist HIV kein banaler Schnupfen. Natürlich ändert es nicht das allergeringste an meinem Respekt vor ihr und an ihren Verdiensten für die LGBTIQ Szene. In wenigen Jahren hat sie mehr erreicht als aggressive und verbissene Aktivisten in Jahrzehnten.
Tut mir leid das zu hören. Aber gottseidank ist die Medizin heute wesentlich weiter. Sie/er hat für die Community jedenfalls mehr getan, als es Jens Spahn jemals tun wird. Der ist nur mit sich selber beschäftigt und schwurbelt nur dummes Zeug.
Wäre doch DIE Gelegenheit wenn sich die beiden zusammentun würden und das Thema kostenloses PreP durch die Kassen voranbringen würden. In D und AT. Die jetzige Situation ist unerträglich: Viele (junge Leute) ficken ohne Gummi rum und die nächste HIV-Lawine rollt schon wieder an...
Warum verdasmmt noch mal kann man die Leute nicht einfach so nehmen wie sie sind und was sie haben und muss anstelle dessen unnötige Ängste provozieren?
PREISFRAGE: was ändert sich eigentlich, wenn mir ein Mensch, der mir auch nur in irgend einer Form wichtig oder auch nur ansatzweise bedeutsam ist, offenbart, dass er HIV-positiv ist? Richtig: GAR NICHTS! Das ist der gleiche Mensch, den ich vorher auch gekannt, geschätzt oder gar geliebt habe.
Auch wenn ich per se nichts von religiotischem Kram halte, aber das Prinzip "in guten wie in schlechten Zeiten" ist etwas, was man übernehmen sollte.