Der kurzgeschorene Oscar Wilde teilt aus: Voll Sporno
Kommt schon! Gebt es zu! Ich werd’s schon keinem verraten. Versprochen! Als ihr euch die diesjährigen Olympischen Spiele in Peking angeschaut habt, hattet ihr nicht immer die saubersten Gedanken, oder? Als ihr die jungen trainierten Sportler gesehen habt, wie sie grunzend ihre Übungen auf dem Pferd vorgeführt haben, waren eure Gedanken nicht so fleckenfrei wie ihre engen weißen Turnhosen, oder? Und als die makellosen Schwimmer beim Kopfsprung durch die Luft flogen, hattet ihr nicht immer himmlische Gedanken, nicht wahr?
Kein Grund, es zu leugnen. Ich weiß, ihr habt die Olympischen Spiele mit ihrem vielen halbnackten olympischen Fleisch auf eurem großen Flatscreen als "Spornografie" gesehen. Ihr seid furchtbar und solltet euch was schämen. Ihr habt – genau wie ich – einen Arschtritt mit einem spikebestückten Laufschuh verdient!
Aber keine Sorge, wir sind nicht allein. Der Spikeschuh müsste groß genug für Millionen von Hinterteilen sein, egal ob schwul oder hetero. Die moderne Fernsehtechnik macht alle zu Voyeuren. Widescreen, Flatscreen, HD, interaktiv, extreme Close-ups, all das hat uns diese schmutzigen Gedanken beschert. Selbst diese neumodischen Schwimmanzüge, die man vor ein paar Jahren noch für die Ausgeburt spießiger Spaßverderber hielt, haben sich durch die neue Brillanz der TVBilder in puren Fetisch-Stretch verwandelt. Ein moralischerer Mensch als ich sähe sich wohl veranlasst, angesichts der unfreiwilligen spornografischen Ausbeutung unserer Goldschwimmer ein wenig entrüstet zu sein. Ich bin mir bloß nicht sicher, ob die Ausbeutung nicht doch eher freiwillig ist.
Diese Teufelskerle tragen ihre tiefsitzenden Speedos und halb heruntergeschälten High-Tech-Anzüge doch auch, um ihre wie aus Marmor gemeißelten Wichsrinnen und frechen "Komm hierher!"-Beckentattoos freizulegen. Die wissen genau, in welcher Welt wir leben, und sind entschlossen, uns immerhin bis zum Halbfinale kommen zu lassen. Diese Olympioniken wollen als sexuelle Athleten wahrgenommen werden. Als Spornostars.
Weil wir in einer sexualisierten Welt leben und Phelps ein Gesicht hat, das viele als eher einfach ansehen, scheint er geil darauf zu sein, wie Fleisch behandelt zu werden. Sein Körper sieht nun mal so aus, als sei er aus Sex geschnitzt. Vergleicht ihn mit den Fotos der vorherigen Schwimmsensation (und schwulem Sexobjekt) Mark Spitz und ihr seht, wohin wir gekommen und wie tief die Hosen gefallen sind. Verglichen mit Phelps’ praller Beule, sieht Spitz’ Körper fast schon asexuell aus. Für unser verwöhntes Auge wirkt er wie Borats trainierter Bruder. Er sieht heiß aus, aber definitiv nicht HD-heiß. Spitz’ Männlichkeit ist überholt. Während Phelps eine weitere Goldmedaille verdient hat. Als beste Torte.
Nee, ne?
"Diese Olympioniken wollen als sexuelle Athleten wahrgenommen werden. Als Spornostars."
Krass. Vor 50, nein, vor 150 Jahren wäre Herr Simpson ein echter Burner gewesen.