Bild: Caro Kadatz, LSVD
In der Hauptstadt haben am Dienstag über 200 Menschen der im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen gedacht - soviele wie nie zuvor.
Zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz legten u.a. Vertreter von LGBT-Organisationen, der Bundesregierung, des Bundestags, des Senats, des Abgeordnetenhauses sowie aller demokratischen Parteien von Linken bis CDU zahlreiche Kränze am Denkmal für die homosexuellen Opfer im Berliner Tiergarten nieder. Vor Ort waren auch die beiden Bundestags-Vizepräsidentinnen Petra Pau (Linke) und Claudia Roth (Grüne).
Die Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, Caren Marks (SPD), erinnerte in einer Rede daran, dass nicht selten schwule Männer nach ihrer Verfolgung und sozialen Ächtung im Nationalsozialismus auch in der Bundesrepublik erneut bestraft wurden. Es stehe außerfrage: "Die Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer Homosexualität vor 1945 und in der Zeit danach war ein Unrecht." Marks forderte dazu auf, über die Rehabilitierung der nach 1945 verurteilten Homosexuellen "nachzudenken".

Deutlichere Worte fand der LSVD-Bundesvorstand Günter Dworek. Mit Blick auf die Zeit nach 1945 forderte er die Bundesregierung dazu auf, die Opfer der "menschenrechtswidrigen Strafverfolgung" endlich zu rehabilitieren und zu entschädigen. Diese Urteile aufzuheben und wenigstens die Würde dieser Menschen wiederherzustellen - das sei ihnen die Bundesrepublik schuldig.
In einer Sondersitzung gedachte zuvor der Bundestag der Opfer des Nationalsozialismus. Sowohl Parlamentspräsident Norbert Lammert (CDU) als auch Bundespräsident Joachim Gauck erwähnten in ihren Reden die verfolgten Homosexuellen.
Es komme darauf an, solche Verbrechen nie wieder, an keinem Ort der Welt wieder geschehen zu lassen, sagte Lammert. Gauck warnte vor einem Schlussstrich unter dem Holocaust. "Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz", sagte der Bundespräsident. "Die Erinnerung an den Holocaust bleibt eine Sache aller Bürger, die in Deutschland leben. Er gehört zur Geschichte dieses Landes." Aus dem Erinnern ergebe sich ein Auftrag. "Er sagt uns: Schützt und bewahrt die Mitmenschlichkeit. Schützt und bewahrt die Rechte eines jeden Menschen." (mize)
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de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Brazda
www.youtube.com/watch?v=CS4P7lb9xBE