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Jesus als Lendenschurz
- 14. September 2015,

Mit seinem Selbstporträt "Coming-out" in Kreuzigungspose schockt der Bremer Fotograf Phil Porter auch junge Schwule.
In der Tat wirkt das Bild auf den ersten Blick etwas verstörend: Als blonder Jesus mit cooler Sonnenbrille scheint der spacke Künstler in der Hölle zu schmoren, während er sein bestes Stück mit einer echten Jesus-Figur verdeckt.
Seine Inszenierung sei ein Statement gegen Vorurteile und Schubladen, erklärt der 27-jährige "Bildästhet" und "Voyeur des Schönen" (Eigenwerbung), der seine Brötchen mit Hochzeitsfotos verdient. "Mir ist es ein großes Anliegen, nunmehr offen und durchaus auch provokant über das Thema sexuelle Findung und das Erwachsenwerden zu sprechen", zitiert ihn das Jugendportal dbna.de.
Die religiösen Anleihen findet Phil Porter konsequent: "Zum einen ist Jesus stellvertretend für jeden von uns am Kreuz gestorben. Er hat gelitten, weil er ausgegrenzt wurde und Ansichten vertrat, welche nicht jedem gefallen haben." Dies sei im Grunde auch das Motiv vieler Gewalttaten gegen Schwule, so der Künstler.
Auf dbna.de kommt die "Coming-out"-Inszenierung dennoch bei vielen nicht gut an. User kritisieren das Selbstporträt als "geschmacklos" und "doof", "über das Ziel hinaus geschossen" oder gar als "Missachtung von so vielen Menschen".
Um Porter zu verstehen, muß man ihm wohl am besten auf Facebook folgen. Dort postet er in seiner Narzismus-Serie "Egoist!" sogar jeden Tag ein inszeniertes Selfie. Dazu schreibt er auf seiner Homepage: "Das Selbstportrait ist der Wunsch nach einer Rolle, nach etwas Beständigem, einer Wahrheit und einer Lüge zugleich. Es ist die Sehnsucht nach dem Trieb, etwas zu erreichen, was man hofft, bekommen zu können." (cw)