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São Paulo: Millionen setzen mit Pride-Parade ein Zeichen gegen Bolsonaro

  • 24. Juni 2019, noch kein Kommentar

Der erste CSD seit dem Amtsantritt des rechtsradikalen Präsidenten zeigte das andere und menschliche Brasilien.

Im brasilianischen São Paulo sind am Sonntag bis zu drei Millionen Menschen für die Rechte von LGBTI auf die Straße gegangen. Die 23. Gay-Pride-Parade, die vermutlich größte der Welt, fand auch vor dem Hintergrund homofeindlicher Aussagen des rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro statt. Viele der Demonstrierenden begründeten ihre Teilnahme mit der wachsenden Bedrohung ihrer Freiheitsrechte. "Ich bin gekommen, um gegen Homophobie und Respektlosigkeit zu kämpfen", sagte etwa die 31-jährige Monique Barber gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Sie berichtete auch von Beschimpfungen zu Beginn der Parade.

Nach der Wahl sei die Parade vielleicht die wichtigste seit Jahren, sagte Diego dos Santos Oliveira, einer der Organisatoren des Pride in einer von vielen kämpferischen Reden. Mit dem Pride zeige man, "dass wir hier sind, dass wir hier weiter existieren und Widerstand leisten werden." Der CSD zeige die Vielfalt Brasiliens und sei ein wichtiges Zeichen für Menschenrechte, meinte der Bürgermeister der Metropole, Bruno Covas.


Staatschef Bolsonaro war in der Vergangenheit immer wieder mit homofeindlichen Äußerungen aufgefallen. Unter anderem hatte er erklärt, es wäre ihm lieber, sein Sohn wäre tot als schwul (queer.de berichtete). Erst vor wenigen Tagen kritisierte er eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, Anfeindungen gegen Homo- und Transsexuelle künftig wie Rassismus als Straftat einzustufen (queer.de berichtete).

Bolsonaro sei der Gegner der Bevölkerung und der queeren Community, sagte der Abgeordnete David Miranda. "Wir widersetzen uns auf der Straße, aber mit Freude, mit unseren Familien, Freunden und Geschwistern, und doch senden wir mit zusammengepresster Faust die Botschaft: Hey, Bolsonaro, Du wirst durch die Hände von LGBTI fallen!" Der Politiker der Linkspartei PSOL, Partner des amerikanischen Journalisten Glenn Greenwald, hatte seinen Parlamentssitz vom schwulen Politiker Jean Wyllys übernommen, der nach Todesdrohungen aus dem Land geflüchtet war (queer.de berichtete).

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"Wir haben einen homophoben Politiker und wir sehen, wie die Dinge sich rückwärts bewegen", sagte Demonstrantin Barber. Der 27-jährige Felipe Ferreira erklärte, LGBTI seien außerhalb der großen Städte großer Gefahr ausgesetzt. "Schon wenn Du Deinen Partner an die Hand nimmst, könnte Dich das Dein Leben kosten." Auf einem Banner hieß es: "Wir gehen nicht in den Schrank. Und auch nicht ins Grab. Bolsonaro muss weg."

In Brasilien hatten Anfeindungen gegen LGBTI in den vergangenen Jahren zugenommen. Nach Angaben der Organisation Grupo Gay de Bahia, die seit vier Jahrzehnten Statistiken erstellt, gab es in Brasilien allein im Jahr 2017 bei 387 Tötungsdelikten und 58 Suiziden einen homophoben Hintergrund. Das war ein Anstieg um 30 Prozent im Vergleich zu 2016. Aktivisten befürchten, dass die homofeindliche Rhetorik des Präsidenten zu einem weiteren Anstieg der Gewalt führen werde.


Offiziell stand der CSD in diesem Jahr unter dem Motto "50 Jahre seit Stonewall". Bei der Parade fuhren 19 Musikwagen durch die Innenstadt von Brasiliens Wirtschaftsmetropole, zu den auftretenden Künstlern gehörte unter anderem auch Spice Girl Mel C (s. Bild). (afp/nb)


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