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Galgen beim CSD
- 12. Juli 2019,

Schon vor der Christopher-Street-Day-Demo am Samstag in München sorgt der Parade-Wagen der "Deutschen Eiche" für Wirbel.
Seine Forderung "Boykottiert homophobe Länder" verband das bekannte Szenewirte-Paar Dietmar Holzapfel und Sepp Sattler mit einem großen Galgen, an dem ein Foto hängt, auf dem zwei junge Männer mit dem Strick hingerichtet werden. "Weg mit der Todesstrafe für Homosexuelle", heißt es weiter auf dem PKW-Anhänger. Namentlich aufgeführt werden die 13 Verfolgerstaaten Iran, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Irak, Afghanistan, Syrien, Somalia, Nigeria, Jemen, Saudi-Arabien, Mauretanien, Pakistan und Sudan.
Gegenüber der Münchner Tageszeitung "tz" räumte Holzapfel ein, dass der CSD-Auftritt kontrovers und möglicherweise schockierend für Kinder sei. "Andererseits kommen Eltern oft in die Situation, wo sie den Kindern auch grausame Dinge erklären müssen", erklärte der Besitzer der Münchner Szene-Institution aus Hotel, Restaurant und Sauna. "Leider ist aber die Bestrafung von Homosexuellen in einigen Ländern immer noch grausame Realität, und so etwas muss man meiner Meinung nach auch drastisch zeigen. Wir stehen zu unserem Wagen, respektieren aber natürlich auch die Meinung anderer." Insgesamt müsse der CSD politischer werden, so der engagierte Unternehmer.
Bereits 2006 sorgte Dietmar Holzapfel mit einem CSD-Wagen für Kontroversen: Auf dem damaligen Paradewagen wurde Papst Benedikt XVI. auf die Schippe genommen. Auf Bildern und als Puppe war der katholische Anführer unter anderem mit Kondomen und einer Aids-Schleife zu sehen. Das schwule Papamobil wurde damals von der Polizei verboten; außerdem wurde ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Verunglimpfung eines ausländischen Staatsoberhauptes und Beleidigung von religiösen Bekenntnissen eingeleitet, aber schnell wieder eingestellt. Erst knapp vier Jahre später entschied das bayerische Verwaltungsgericht, dass das Wagen-Verbot rechtswidrig war (queer.de berichtete).
Widerspruch aus der Community bekam Holzapfel wiederum 2016, als er den ersten Wagen der bayerischen CSU beim Münchener CSD sponserte (queer.de berichtete). (cw)