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"Burqa Queens" beim CSD
- 18. August 2019,
Bild: PvdA Amsterdam / twitterSeit Anfang August gilt in den Niederlanden ein umstrittenes Verbot "gesichtsbedeckender Kleidung" im ÖPNV und in öffentlichen Einrichtungen - beim Amsterdam Pride wurde dagegen mit einer nicht minder umstrittenen Aktion demonstriert.
Zusammen mit fünf Freunden verkleidete sich der schwule Sozialdemokrat und Amsterdamer Stadtrat Hendrik Jan Biemond am ersten Augustwochenende als "Burqa Queens". Beim CSD trugen sie knallbunte Nikabs in den Farben der Regenbogenfahne und hielten dazu englischsprachige Schilder wie "My Burqa is my right and pride" ("Meine Burka ist mein Recht und mein Stolz") oder "No human is free until we are all free" ("Kein Mensch ist frei, bis wir alle frei sind").
Die Partij van de Arbeid teilte das Bild selbst auf Twitter und schrieb dazu: "Für die PvdA Amsterdam bedeutet Freiheit, dass man sein darf, wie man ist, und dass man tragen kann, was man will."
In sozialen Netzwerken sorgt das Foto seitdem für heftige Diskussionen, und auch erste deutsche Medien beschäftigten sich bereits mit den Amsterdamer "Burqa Queens". "Makaberer geht es kaum", kritisierte etwa die Frauenzeitschrift "Emma", schließlich sei die Burka "das Symbol des islamischen Fundamentalismus". Auch der "Humanistische Pressedienst" kritisierte die Aktion als "seltsam und weltfremd" und witterte bei den Sozialdemokraten einen Verrat der eigenen freiheitlichen Ideale.
Wer in niederländischen Schulen, Krankenhäusern, Ämtern oder in Bus und Bahn eine Burka oder einen Gesichtsschleier trägt, muss seit 1. August mit einer Geldstrafe von mindestens 150 Euro rechnen. Theoretisch. Denn schon jetzt haben mehrere Städte angekündigt, sie würden sich nicht an die Durchsetzung des Verbots halten. "Das Verbot hat in Amsterdam keine Priorität", sagte etwa die grüne Bürgermeisterin der Hauptstadt, Femke Halsema.
Der Streit um die Burka begann in den Niederlanden bereits vor rund 14 Jahren. 2005 hatte der Rechtspopulist Geert Wilders seinen ersten Erfolg im Parlament, als überraschend eine Mehrheit der Abgeordneten seinem Antrag für ein totales Burkaverbot zustimmte. Doch es vergingen Jahre, bis die Regierung tatsächlich einen Gesetzentwurf vorlegte.
Für viele Parteien war die Religionsfreiheit das Hauptargument gegen ein Vollverschleierungsverbot. Auch der Staatsrat hatte noch 2015 in einem Rechtsgutachten dringend davon abgeraten. Das höchste Beratungsorgan der Regierung sah "keine dringende Notwendigkeit, die eine Einschränkung der Religionsfreiheit rechtfertigen könnte".
Die meisten Niederländer sind Umfragen zufolge zwar für ein Verbot. Doch viele bezweifeln auch, dass es etwas bringt und sehen es als reine Symbolpolitik. Im gesamten Land mit gut 17 Millionen Einwohnern gibt es nämlich schätzungsweise nur rund 150 Frauen, die regelmäßig eine Burka oder einen Nikab tragen. (cw/dpa)

















