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Schwule Pornografie von anno dazumal
- 23. April 2020,

Ein grandioser Bildband aus Frankreich zeigt 164 explizite homoerotische Fotografien, die zwischen 1850 und 1930 entstanden sind.
Die seltenen Bilder, die damals streng geheim gehalten wurden, wurden in Bordellen oder Künstlerateliers aufgenommen und waren hauptsächlich für eine voyeuristische schwule Klientel gedacht. Die Zusammenstellung der Sammlung hat nach Angaben von Herausgeberin und Galeristin Nicole Canet mehr als zwanzig Jahre gedauert. Homoerotische Fotografien waren in dieser Zeit äußerst selten - und von den wenigen, die produziert wurden, wurden sehr viele zerstört - oft von Verwandten und Nachfahren, die den überraschenden Nachlass etwa auf Dachböden entdeckten.
Einige Exemplare blieben aber erhalten. Einige entstanden privat, andere zur Übung von Fotografen, andere zur "Stimmungsmache" im Bordellbetrieb. Sie zeigen Dekadenz in Paris ebenso wie verliebt-schüchterne Blicke, akrobatische Posen, verwinkelte Schnurrbärte und Kostümierung wie Seemänner. Selbst stereographische Fotos aus dem Jahr 1860 oder ein Gruppenbild mit gleich fünfzehn Männern in Aktion blieben erhalten. Die Männer vor und hinter der Kamera bleiben anonym - auch wenn ein Fotograf wohl ermittelt wird und ein Modell wohl als früher Pornostar auf diversen Fotos auftaucht.
Der 220 Seiten starke Band "Joyeux polissons - photographies homoérotiques clandestines 1860-1930" (ISBN 979-10-93837-04-8) umfasst insgesamt 164 Schwarzweiß-Aufnahmen, die im vergangenen Jahr erstmals in einer Ausstellung in Canets Pariser Galerie Au Bonheur du Jour der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Ausführliche Erläuterungen gibt es in französischer und englischer Sprache.
Die queere Wiener Buchhandlung Löwenherz beschreibt den Bildband als "homoerotische Welt wie aus Tausendundeiner Nacht für den schwulen Männerliebhaber". Auf ihrer Homepage gibt es mehr Bilder, außerdem kann das Buch dort zum Preis von 59,95 Euro bestellt werden. (cw)
