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Die Zerstörung eines schwulen Genies

- 05. November 2021, kein Kommentar
In "Die Turing-Maschine" verwandelt der französische Schriftsteller und Dramatiker Benoît Solès die wahre Geschichte Alan Turings in einen spannenden Theaterstoff – jetzt läuft das Stück in Münster.
Der britische Forscher Alan Turing ging als einer der bahnbrechendsten Wissenschaftler*innen in die Geschichte des 20. Jahrhunderts ein. Turing gilt heute nicht nur als Urvater des Computers und der künstlichen Intelligenz, sondern auch als Entwickler eines Apparates, der es ermöglichte, den Enigma-Code der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg zu dechiffrieren. Turings Erfindung ermöglichte es den alliierten Kräften, die geheimen Botschaften der Nazis zu entschlüsseln und ihnen somit den entscheidenden Vorteil zu verschaffen.
Die andere Seite Alan Turings jedoch blieb lange im Verborgenen: Aufgrund seiner Homosexualität wurde Turing zwangsweise einer Hormonbehandlung unterzogen, die er beendete, indem er 1954 im Alter von 42 Jahren freiwillig aus dem Leben schied. Es ist die Geschichte eines Genies, das der Welt durch Forschungswillen und Wissbegierde eine der größten Errungenschaften der Menschheit hinterließ, mit seinen Sehnsüchten der Homofeindlichkeit der Zeit jedoch zum Opfer fiel.
Die Uraufführung von "Die Turing-Maschine" fand 2019 im Pariser Théâtre Michel statt und wurde dort vierfach mit dem französischen "Oscar", dem "Moliére", ausgezeichnet. In Deutschland wurde das Stück von Benoît Solès im Oktober 2020 im Hamburger Theater im Zimmer deutschsprachig erstaufgeführt. Am 28. Oktober 2021 feierte das Stück seine Premiere am Wolfgang Borchert Theater in Münster. Bis zum 23. Dezember stehen noch sechs weitere Aufführungen auf dem Programm. Mehr Infos, Karten und einen Trailer gibt es hier. (cw)