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Erneut Flucht, Vertreibung, Tod: Gedenken in Kriegszeiten

- 03. März 2022, noch kein Kommentar
Am Dienstag wurde vor dem Schauspielhaus Bochum ein korrigierter Stolperstein für das schwule NS-Opfer Hans Buxbaum verlegt – zu mahnenden Worten von Initiator Jürgen Wenke.
Der Regisseur Buxbaum war als schwuler jüdischer Sozialdemokrat im nationalsozialistischen Deutschland dreifach stigmatisiert. Er floh vor Verhaftung, Verfolgung und Tod im Jahr 1938 nach England. Nach Kriegsende kehrte er noch einmal mit der britischen Armee in das zerstörte Bochum zurück. Er starb 1947 in London. Auf dem ersten, Ende letzten Jahres verlegten Stolperstein war als Fluchtort irrtümlicherweise die USA angegeben (queer.de berichtete).
Der Bochumer Aktivist Jürgen Wenke hat Buxbaums Lebens- und Leidensgeschichte recherchiert auf und auf seiner Webseite stolpersteine-homosexuelle.de ausführlich veröffentlicht. "Noch im Dezember 2021 hatte niemand geglaubt, dass in Europa ein Krieg bevorsteht, wiederum mit Flucht, Vertreibung, Tod", erklärte er zum Austausch des Stolpersteins. Die Erinnerung an Krieg und Vertreibung von 1933 bis 1945 werde "von der fürchterlichen Realität 2022 'verdrängt'".
Wenke veröffentlichte folgendes Statement:
Meine Gedanken und mein Mitgefühl gilt den Menschen in der Ukraine, den Leidenden, den Flüchtenden und den Geflohenen, den Lebenden und den vielen Getöteten, den Wehrlosen und den Wehrhaften. Den Ungeborenen, die irgendwann nur noch einen Brief, eine Geige, auf der niemand mehr spielt, drei Fotos ihres vermissten Familienangehörigen in Händen halten. Ich denke an die, die sich dem Despoten in Russland entgegenstellen. Und ich denke an die ungeborenen Kinder und Enkel der Aggressoren, die in Zukunft erkennen werden: Mein Vater, mein Bruder, mein Onkel, mein Großvater war ein Mittäter.