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Ein Spaziergang durch den Garten der Lüste

- 10. Juni 2022, noch kein Kommentar
In ihrer Einzelausstellung vom 14. bis 18. Juni 2022 im Berliner Kunstraum SomoS zeigt die französische Künstlerin Nathalie Rey, dass der Kampf für Ausdrucksfreiheit und sexuelle Selbstbestimmung nie zu Ende ist.
"No Soy Un Objeto Sexual" (Ich bin kein Sexualobjekt) steht auf der bestickten Sprechblase der weichen Skulptur, die von der Decke des Ausstellungsraums SomoS hängt. In der gleichnamigen Einzelausstellung von Nathalie Rey werden die Objekte lebendig, und sie wollen, dass man ihnen zuhört.

(Bild: SomoS)
Aber Vorsicht! Die niedlich aussehenden Objekte, wie das rosa Plüschkaninchen in der Ecke, sind nicht nur passive Elemente. Sie haben ein Eigenleben. Eine Autonomie. Und, so die Künstlerin, die Fähigkeit, sich an einem Gegenüber zu rächen, der sie zu besitzen geglaubt hat. In der zentralen Installation der Ausstellung von Nathalie Rey erinnert ein Garten aus Silikonbrüsten und gehäkelten Penissen an die irdischen Freuden, die in den Gemälden des niederländischen Meisters Hieronymus Bosch dargestellt sind. Wie bei diesem Künstler ist auch die Kunst von Nathalie Rey allegorisch, sie bezieht sich aber auf Befreiung statt auf Tabuisierung.
Ihre Ausstellung, die während ihres Künstleraufenthalts bei SomoS in Berlin entstand, behandelt Themen wie Körperpolitik, sexuelle Identität, Nacktheit und die Beziehung zwischen Meinungsfreiheit und Zensur. Durch ihre Beschäftigung mit der Zensur unter der Franco-Diktatur, und, im weiteren Sinne, mit den unterschiedlichen Ausprägungen der Zensur in der Kunstgeschichte, wuchs Reys Interesse an dem Tabu, das Nacktheit und Sexualität umgibt. Sie schlüpft dabei auf spielerische Weise selbst in die Rolle des Zensors, schneidet die Geschlechtsteile aus Pornoheften aus und zeigt diese zerstückelten Bilder an den Wänden der Ausstellung.

(Bild: SomoS)
Aber selbst bei solch ernsten Fragestellungen behält Rey einen spielerischen Zugang zu ihren Themen und Methoden bei, indem sie zum Beispiel Häkeln, Kinderbücher und Spielzeug mit erwachseneren Themen und Materialien verknüpft. Das Objekt, ob Sexualobjekt oder sonstiges, steht dabei immer im Mittelpunkt ihres Interesses.
Weitere Informationen über die Ausstellung gibt es auf der SomoS-Homepage. (cw/pm)