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Die Kämpfe eines trans Manns in der Telefonhotline

- 17. Juli 2022, noch kein Kommentar
Deutschsprachige Erstaufführung: Im Zwei-Personen-Stück "Und das Wort war Gott" am Torturmtheater im unterfränkischen Sommerhausen geraten ein trans Mann und eine gläubige Christin aneinander.
Wer hat sich nicht schon geärgert über die absurde Bürokratie des Telefon-Anbieters. So richtig Freude kommt aber dann auf, wenn die eigene Biografie schlicht nicht vorgesehen ist in den Regularien: Die Kundenbetreuerin Frieda (Maria Gruber) hat einfach keine Handlungsanweisungen für einen Fall wie Victor (Bruno-Mirco Markov), der bei Vertragsabschluss vor seiner Transition einen anderen Vornamen hatte. Und als gläubiges Mitglied einer Baptistengemeinde fehlt ihr auch privat jedes Verständnis.
Im Verlaufe eines höchst kontroversen Telefongespräches entspinnt sich dabei trotz alldem eine zarte, vorsichtige Annäherung über Gräben hinweg, die zunächst unüberbrückbar zu sein scheinen.
Das Stück des mehrfach preisgekrönten britischen Autors Kit Redstone, selbst trans, beschreibt den schwierigen Weg auf der Suche nach der eigenen Identität und die Sehnsucht nach "Normalität". Aus einer qualvoll alltäglichen Situation entwickelt er eine kurzweilige Grundsatzdiskussion über Fragen der (religiösen) Moral, des zwischenmenschlichen Umgangs und der individuellen Freiheit.
"Und das Wort war Gott" ist noch bis zum 10. September 2022 am Torturmtheater Sommerhausen zu sehen. Die "Main-Post" hat am Samstag eine ausführliche Kritik des Stücks veröffentlicht. (cw/pm)