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Das Coming-out der Architektur

  • 31. August 2022, kein Kommentar

In Stuttgart gibt es jetzt die erste, in Deutschland konzipierte und gezeigte Architekturausstellung, die sich bewusst mit queeren Positionen auseinandersetzt.

Noch bis zum 26. September 2022 präsentiert der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Baden-Württemberg die Ausstellung "Das Coming-out der Architektur" in seiner Architekturgalerie, dem Wechselraum. Gezeigt werden Arbeiten des anonymen Architekturkollektivs @TheQueerArchitect. Die Ausstellungsarchitektur stammt von Iassen Markov und Julian Friedauer vom Architektur- und DJ-Label @Technobeton, die die Ausstellung gemeinsam mit dem Architekturhistoriker Dr. Uwe Bresan kuratiert haben.

Die gezeigten Arbeiten von @TheQueerArchitect provozieren. Sie dekonstruieren Architekturgeschichte und etablieren neue Perspektiven. Im Prozess des "Queerings", wie die anonymen Akteur*innen ihre Arbeitsweise selbst beschreiben, werden der Architektur neue Lesarten eingeschrieben, Bedeutungen verschoben und Wissen neu konstruiert.



Durch geschickte Montagen von Internet-Bildern wird eine alternative Realität abgebildet, die frech, spielerisch und selbstbewusst eine andere, "queere" Architekturgeschichte behauptet. Ikonische Architekturen und Architekturdarstellungen werden verfremdet und mit neuem "Material" angereichert. Unerwartete Besucher*innen bevölkern die Architektur: Le Corbusier bemalt Eileen Grays legendäres Haus E 1027 mit Keith-Haring-Figuren; Peter Zumthors Thermalbad in Vals verwandelt sich zum Cruising Ground; und in Mies van der Rohes Barcelona-Pavillon taucht statt Georg Kolbes "Frühlicht"-Statue plötzlich der "Barberinische Faun" aus der Münchner Glypthotek auf.

Wie verändert sich dadurch der Charakter der Architektur? Und welchen neuen Fragen müssen wir uns dadurch stellen? Wirkte nicht schon Le Corbusier, als er sich nackt beim Bemalen von Grays Ferienhaus fotografieren ließ, transgressiv? War vielleicht eine Schwulensauna das Vorbild für Peter Zumthors Felsentherme? Und verliert Mies' Meisterwerk in Barcelona seine Unschuld, wenn sich im Wasserbecken des Patios statt Kolbes graziler Frauengestalt ein betrunkener, nackter Faun räkelt und den Besucher*innen sein Gemächt entgegenstreckt?



Es sind provokante Fragen, die die Arbeiten von @TheQueerArchitect aufwerfen. Zugleich ist den Bildern aber auch eine Leichtigkeit, Lebensfreude und Sexyness eingeschrieben, die in der Architektur oft vermisst wird. Die Ausstellung generiert so neue Zugänge und Sichtweisen, die sich "queer" zum heteronormativ geprägten Architekturdiskurs stellen. Damit übernimmt die Ausstellung auch eine Aufgabe der Repräsentation. Indem sie die Perspektive von LGBTI ernst nimmt und in eigene fantasievolle architektonische Bildwelten übersetzt, macht sie deren Präsenz innerhalb der Architektur sichtbar. Die Ausstellung wird zum kollektiven Coming-out!

Bei der Finissage am 26. September 2022 um 19 Uhr wird das neue Buch "Schwule Architekten – Verschwiegene Biografien vom 18. bis zum 20. Jahrhundert" vorgestellt. Der 300 Seiten starke Band ist Ende Juni im Wasmuth Verlag erschienen (ISBN 978 3 8030 2378 0) und zum Preis von 39,80 Euro u.a. bei amazon.de (Amazon-Affiliate-Link ) erhältlich. Einige Illustrationen aus dem Buch zeigen wir in der unten verlinkten Galerie. Eine ausführliche Besprechung folgt. (cw/pm)

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Galerie:
Schwule Architekten
18 Bilder

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