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Nackt und rebellisch in Singapur

- 10. September 2022, noch kein Kommentar
In Singapur darf das schwule Fotomagazin "Elska" nicht verkauft werden. Dennoch reiste Herausgeber und Cheffotograf Liam Campbell in den südostasiatischen Stadtstaat – und erlebte einige Überraschungen.
"Singapur ist auf der einen Seite eine moderne, wohlhabende Stadt und auf der anderen ein konservativer und autoritärer Ort, an dem Homophobie gesetzlich verankert ist und die strenge Zensur durchgesetzt wird", erklärt Campbell, warum er lange mit seinem Besuch zögerte. "Doch Einheimische berichteten mir, dass sich das Klima wandele und sie mehr und mehr bereit seien, zu rebellieren, und so buchte ich schließlich ein Ticket."
Bereut hat er die Reise nicht, ganz im Gegenteil. "Ich traf in Singapur einige der kühnsten und aufmüpfigsten Menschen, die ich kenne, was zu einer Ausgabe führte, die alle Regeln bricht und alle Klischees zerschmettert", berichtet Liam Campbell gegenüber queer.de " Es ist sogar die nackteste Ausgabe, die wir je in Asien gemacht haben. Das ist definitiv ein Zeichen dafür, dass queere Singapurer bereit sind, nicht nur gesehen, sondern auch gehört zu werden."
Das Timing der Singapur-Ausgabe hätte zudem nicht besser sein können: Ende August kündigte Singapurs Premierminister Lee Hsien Loong überraschend die überfällige Aufhebung des Strafrechts-Paragrafen 337A an, der für einvernehmliche homosexuelle Handlungen unter Männern bis zu zwei Jahre Gefängnis vorsieht (queer.de berichtete).
Das neue "Elska"-Heft mit 196 Seiten kann für 20 US-Dollar (19,70 Euro) über die Homepage bestellt werden, auch alternativ als E-Zine für 14 Dollar (13,79 Euro). Für 32,50 Dollar (32,91 Euro) gibt es beide Versionen im Bundle mit dem zusätzlichen Bonus-E-Zine "Elska Ekstra" mit ergänzenden Bildern und Outtakes sowie Geschichten und Fotos von weiteren Männern aus der südostasiatischen Metropole.
"Elska" ist eine ungewöhnliche Mischung aus Reise-, Kunst- und Szenemagazin, die alle zwei Monate erscheint. Jede Ausgabe wird in einer anderen Stadt fotografiert. Die früheren Hefte entstanden im ukrainischen Lwiw, in Berlin, Reykjavik, Lissabon, Taipeh, Istanbul, Cardiff , Yokohama, Mumbai, Rhode Island, Brüssel, Helsinki, Haifa, Bogotá, Kapstadt, Perth, Los Angeles, London, Lyon, Seoul, in Stockholm, in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka, in der mexikanischen Metropole Guadalajara, in Manila, Pittsburgh, Warschau, in Amsterdam, Kuala Lumpur, Sydney, Belfast, Dublin, São Paulo, Toronto, Atlanta, Casablanca, Montreal, Bern und zuletzt in Athen. (cw)