Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: Ein zum Karneval veröffentlichtes Poster der Stadtwerke mit der Aufschrift "Wie toll. Kreuz und Queer feiern zusammen" sorgt in Düsseldorf für Aufregung.
Auf dem überzeichneten Comic-Motiv tanzt eine beleibte bärtige Person, die eine blaue Perücke, eine riesengroße weiße Brille, einen roten BH, einen sehr kurzen Minirock und Stöckelschuhe trägt, zusammen mit einem als Priester verkleideten Mann. "Das passiert nur an Karneval. Düsseldorf Helau", heißt es weiter auf dem Plakat.
Nicht bei allen kommt die vor Klischees triefende Botschaft gut an. "Das Plakat stellt Homosexualität als Verkleidung dar", kritisierte etwa der Bilker Busfahrer Heinz Christiansen in der "Rheinischen Post" (Bezahlartikel). Das Feiern von queerer und nicht-queerer Community sollte eine Selbstverständlichkeit sein – nicht nur in der närrischen Zeit, so der schwule 53-Jährige. Er wies zudem darauf hin, dass "viele aus meiner Generation" ein Problem mit der Kirche hätten.
Pia Sophie Meyer vom queeren Jugendzentrum Puls findet das Poster auch für trans und nicht-binäre Menschen problematisch. Es impliziere, dass sich Männer als Frau verkleiden und diese Rolle jederzeit wieder ablegen können. Auch der Spruch sei nicht glücklich gewählt: "Wenn es heißen würde: 'Das passiert nicht nur an Karneval', dann wäre ich einverstanden."
Düsseldorfs CSD-Organisator Kalle Wahle hält das Motiv dagegen nicht für diskriminierend. "Man kann sich über alles aufregen", zitierte ihn die "Rheinische Post". Er habe beim Betrachten des Posters sogar schmunzeln müssen.
Die Kampagne sei ein Gruß, allen Jeck*innen eine unbeschwerte fünfte Jahreszeit zu wünschen, verteidigten sich die Stadtwerke Düsseldorf, die eine ganze Serie mit dem Slogan "Das passiert nur an Karneval" veröffentlichte. "Die von uns gewählten Motive sollen niemanden diskriminieren oder als beleidigend aufgefasst werden", so eine Sprecherin gegenüber der Regionalzeitung. "Die gewählten Figuren sollen lediglich repräsentativ für das großartig vielfältige Publikum stehen, das an Karneval vorurteilslos miteinander feiern kann und Personen mit verschiedensten Hintergründen und Überzeugungen zusammenführt." (cw)
Zu den inhaltlichen Bedenken:
Es gibt nun einmal auch Männer, die sich als Frauen verkleiden, diese Verkleidung aber wieder ablegen können. Auch diese Menschen gehören zur queeren Community, wie man auf jedem CSD erleben kann.
Der andere Einwand, Kreuz und Queer könnten nicht nur am Karneval zusammenkommen, blendet aus, dass für die katholische Kirche Homosexualität immer noch Sünde ist. So einfach ist das Zusammenkommen dann doch nicht.