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Der schwule Nachlass von Hans Bucher

- 01. April 2023,
Im Nachlass des 2002 verstorbenen Malers Hans Bucher wurden neben Landschaftsbildern und Großstadtansichten mehrere Hundert gezeichnete und gemalte Männerakte entdeckt – jetzt werden sie erstmals ausgestellt.
Die in kräftigen Farben gehaltenen Darstellungen wirken bei näherer Betrachtung überaus homoerotisch. Die Posen und Gesten der Modelle sind höchst sinnlich. Manche erinnern an Fotografien von George Platt Lynes oder von Karlheinz Weinberger aus Zürich, andere zeigen in der Komposition Parallelen zu den männlichen Aktdarstellungen des Künstlers Krzysztof Jung, die etwa zeitgleich entstanden sind. In ihrer Inszenierung ähneln sie Modezeichnungen, ihre dunklen Hintergründe lassen immer wieder an Diskotheken oder Darkrooms denken. Eine Auswahl der Männerakte zeigen wir in der unten verlinkten Galerie.
Hans Bucher selbst war fest im Oberen Donautal verwurzelt, arbeitete in und um Fridingen und engagierte sich maßgeblich für die Kultur. Er gründete beispielsweise vor Ort Museen und ein Freilichttheater und setzte sich für Denkmale ein. Aufgrund seiner Aktivitäten erhielt er die Ehrenbürgerwürde, er war geachtet und respektiert.
Soweit jedoch bekannt, trat der unverheiratete und kinderlose Maler in der katholisch geprägten Region niemals als Homosexueller auf. Frühere Bekannte des Künstlers erinnern sich, dass er ein scheuer Mann gewesen sei und im Sommer regelmäßig mehrere Wochen aus Fridingen verschwunden war, um sich in Großstädten wie München und Stuttgart aufzuhalten, wo er ursprünglich auch studiert hatte.
Die Ausstellung "Stadt – Land – Akt. Der Maler Hans Bucher aus dem Donautal" in Schwäbisch Gmünd zeigt nun zum ersten Mal eine große Auswahl seiner Aktdarstellungen von Jünglingen und Männern, die überwiegend seit den 1970er Jahren entstanden sind, als sich die sexuelle Liberalisierung auch auf dem Land langsam durchsetzte. Sie versucht, die Homoerotik dieser Werke in ihrer künstlerischen Sprache und ihrem Ausdruck zu dechiffrieren, zu entschlüsseln.
"Malen ist für mich wie Tagebuchschreiben", sagte Hans Bucher einmal. Dadurch wirft die Ausstellung unabhängig vom Hochgenuss der Kunst implizit die Frage auf, ob ein Mann, der seine sexuelle Orientierung nie thematisiert hat, lediglich aufgrund dieser – gleichsam nachträglich erkannten – homoerotischen Ausstrahlung der Werke posthum als schwuler Maler bezeichnet werden darf.
Die Ausstellung wird am 28. Mai 2023 um 15 Uhr im Museum im Prediger (Johannisplatz 3, 73525 Schwäbisch Gmünd) eröffnet und ist dort anschließend bis zum 8. Oktober 2023 zu sehen. (mize/pm)
"Soweit jedoch bekannt, trat der unverheiratete und kinderlose Maler in der katholisch geprägten Region niemals als Homosexueller auf."
Schade! Aber ganz typisch für die damalige pervertierte Zeit.
Als Homosexueller durfte man sich nicht outen, musste sich verstecken, alles geheim halten.
Schwule wurden geächtet und waren überall, besonders in kath. Gegenden, verpönt.
Schwule galten als "unnormal" und lt. heuchlerisch-frommer Kirche (bis heute) als Menschen, die in Sünde leben.
Soo ein Blödsinn!
Ihr Gott hat sie doch so erschaffen - wenn sie schon an einen Gott glauben, der der Schöpfer aller Menschen sei.
Aber bis heute, auch in diktatorischen Staaten wie (beim Kriegsverbrecher) in Russland, werden Schwule und Lesben, alle queeren Menschen, ausgegrenzt.
Die Dummköpfe und Machthaber (auch der Kerl in Belarus, Lukaschenko) denken doch nichts:
Die Natur ist dermaßen vielfältig. Da sind eben nicht alle Menschen gleich!
Aber, ALLE Menschen, die anderen Menschen nicht schaden, sollten gleiche Rechte haben!
Das ist hier der Fall mit der Homo-Ehe, für die die Grünen lange genug gekämpft haben.
Der Künstler und gute Maler Hans Bucher hat leider eine andere Zeit erleben müssen.
Deshalb seine homoerotischen Bilder, in denen er seine persönlichen Gefühle mitteilt.