
https://queer.de/b?4153
Zwei Bubiköpfe für mindestens 200.000 Euro

- 26. April 2023, noch kein Kommentar
Bei der Frühjahrsauktion des Berliner Auktionshauses Lehr kommt am Samstag auch ein homoerotisches Gemälde aus dem Jahr 1928 unter den Hammer – erwartet werden 200.000 Euro.
Zwei innig verbundene Frauen mit Bubikopf auf einem Diwan – in keinem anderen Gemälde hat der deutsche Maler Georg Scholz (1890-1945) dem Typus der Neuen Frau der "Goldenen Zwanziger Jahre" ein so bestechendes wie auch privates Denkmal gesetzt.
Um ein lesbisches Paar handelt es sich jedoch nicht, wie der Maler selbst klarstellte. "Nun sieht das Bild wegen der beiden Mädchen in tiefem Negligé aneinandergeschmiegt tatsächlich ein wenig schwul aus", schrieb Scholz am 18. September 1928 in einem Brief an seinen Freund Carl Haußer. "Die beiden Dargestellten sind meine Frau und meine Schwägerin."
Wie bei allen Werken aus Scholz' maßgeblicher Schaffenszeit ist reale Körperlichkeit allgegenwärtig: die Stofflichkeit des Möbels, das seidene Nachtgewand, der Glanz der perlmuttfarbenen Strümpfe sowie die nackte, weiche Haut der jungen Frauen. Trotz dieser extrem detailgetreuen und sachlichen Darstellungsweise ist jene kalte Erotik und Distanziertheit, die vielen Werken der Neuen Sachlichkeit anhaftet, zugunsten einer liebevoll intimen Atmosphäre gewichen. Es verwundert daher wenig, dass gerade das so private Gemälde "Die Schwestern" im familiären Nachlass des Künstlers bis heute gehütet wurde. (cw/pm)
Links zum Thema:
» Mehr Infos zur Auktion auf der Homepage des Auktionshauses Lehr