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Kurz vor Wahl: "Urning"-Flaggen gegen Union vor Münchner Museum

- 19. September 2023
Vier vom Künstler Philipp Gufler gestaltete Fahnen vor dem Museum Brandhorst in München thematisieren Queerfeindlichkeit unter Konservativen: "Ich wohne immer noch auf dem Uranus, weil meine Eltern immer noch CD*SU wählen!", ist darauf in Deutsch und Englisch zu lesen.
Die Flaggen werden noch bis zum 15. März 2024 im Rahmen der "Brandhorst Flag Commission" vor dem Museum präsentiert. Auf seinen Kunst-Fahnen mit dem Titel "Urning" stellt Gufler den Juristen Karl Heinrich Ulrichs in Pop-Art-Ästhetik in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Ulrichs prägte den Begriff "Urning", der in Anlehnung an den griechischen Gott Uranos erstmals die queere Identität durch eine positive Selbstbezeichnung formulierte. Am Deutschen Juristentag, der am 29. August 1867 im Münchner Odeon stattfand, forderte er Straffreiheit für gleichgeschlechtliche Liebe. Obwohl sich der Begriff "Urning" nicht durchsetzen konnte, ist Ulrichs zu einer zentralen Inspirationsquelle für die LGBTI-Bewegung geworden.
Philipp Gufler verknüpft diese historische Bedeutung mit einer wegweisenden Plakataktion der Initiative Act Up München, die 1995 durch die Proteste der bayerischen Lokalpolitik bekannt wurde. Er aktualisiert die Aids-Aufklärungskampagne und schafft eine Verbindung zwischen historischem Umgang mit queerer Identität und ihrer Relevanz innerhalb aktueller Debatten.
"Meine Flaggen widmen sich dem Fehlen von queerer Erinnerungskultur", so der Künstler, "angefangen bei Karl Heinrich Ulrichs bis zu unserer jüngeren Geschichte in den 1980er Jahren während des Aufkommens von Aids". Insbesondere bei der CSU dürfte die Kunstaktion vermutlich nicht so gut ankommen: Am 8. Oktober 2023 wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt.
Das Museum Brandhorst geht mit der "Flag Commission" über die Grenzen des Ausstellungsraums hinaus und präsentiert eigens in Auftrag gegebene Kunstwerke in der Nachbar*innenschaft des Stadtbezirks Maxvorstadt. Normalerweise werben die Fahnen, die an der Ecke Türken- und Theresienstraße aufgestellt sind, für die aktuellen Ausstellungen des Museums. Doch für die "Flag Commission" nutzen Künstler*innen sie als Außenflächen, um Interventionen im öffentlichen Raum zu schaffen. (cw/pm)
Links zum Thema:
» Mehr Infos zur Ausstellung auf der Homepage des Museums Brandhorst