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Sotschi-Sponsor McDonald's blamiert sich
- 24. Januar 2014,

Sotschi-Sponsor McDonald's blamiert sich: Amerikanische LGBT-Aktivisten haben den neuesten Twitter-Hashtag des Konzerns genutzt, um auf die Lage von Schwulen, Lesben und Transgendern in Russland hinzuweisen. #CheersToSochi war dann wohl doch zu überschwänglich.
Das könnte ein weiteres Lehrstück werden, wie Social-Media-Kampagnen nach hinten losgehen können: In den USA (sowie Frankreich, Russland und Spanien) hat der Fastfood-Konzern McDonald's am Mittwoch dazu aufgefordert, unter dem Hashtag #CheersToSochi Grüße an die Athleten aus der Heimat zu den Olympischen Winterspielen in dem russischen Kurort zu senden.
In den USA, wo politische Debatten gerne laut und anhand von Sponsoren geführt werden, dauerte es nicht lange, bis LGBT-Aktivisten und -Organisationen den Hashtag, der auch als Prost an den Gastgeber verstanden werden kann, kaperten und mit seiner Hilfe den Konzern und die Öffentlichkeit auf die Menschenrechtsverletzungen in Russland hinwiesen.
Bilder von Aktionen der russischen Behörden gegen Schwule und Lesben neben dem Logo der Firma klagten in Folge ebenso die Firma an wie viele Text-Tweets nicht nur von Aktivisten. Auch die Kampagnenwebseite erfuhr eine Überarbeitung:
In den Tweets (aktueller Feed) wird zugleich häufig auch Coca Cola ermahnt, ein weiterer Sponsor der Winterspiele. Der Grund: Ein amerikanischer Blogger hatte nachgewiesen, dass ein Sicherheitsbeamter der Spiele, als er am Samstag einen Aktivisten mit Regenbogenflagge beim Fackellauf in Woronesch bei seinem Protest stoppte, auf seiner Jogginghose auch ein Logo des Brauseherstellers trug. Der Security Guard hielt Mann solange fest, bis Polizisten ihn abführten. Das verwickle den Konzern in das Vorgehen der Behörden, so der einflussreiche Blogger John Aravosis.
In einem Statement dazu hatte der Konzern darauf verwiesen, dass er "gegen Menschenrechtsverletzungen, Intoleranz und Diskriminierung" eintrete. Zum Vorfall verwies der Konzern lediglich ohne Wertung darauf, dass das Organisationskomitee der Spiele ihm mitgeteilt habe, dass der Demonstrant in den Sicherheitsbereich des Fackellaufs eingedrungen sei.
In Deutschland sind in den nächsten Tagen mehrere Proteste geplant: Am Samstag macht eine Fotoaktion in Frankfurt den Anfang. In Hamburg gibt es am darauf folgenden Samstag, den 1. Februar, eine Großdemo, während in Berlin eine Konferenz mit Aktivisten stattfindet. Am 6. Februar ist München mit einem Protest auf dem Marienplatz dran. Zur Eröffnung der Spiele am 7. Februar gibt es eine Schweigeminute vor der Russischen Botschaft in Berlin, zugleich beginnt am Potsdamer Platz eine von "Enough is Enough" organisierte Dauer-Mahnwache mit eigener "olympischer Flamme" bis zum Ende der Spiele. (nb)