
In Italien müssen sich zwei schwule Aktivisten vor Gericht verantworten, weil sie sich am Rande einer Demonstration von Homoehe-Gegnern geküsst haben.
Insgesamt sechs Schwule und Lesben wurden wegen "Unruhestiftens" angeklagt, berichtet das italienische Magazin "The Local". Ihr Vergehen: Sie hatten öffentlich ihren Unmut über eine Demonstration der homophoben Bewegung "Sentinelle in Piedi" (Stehende Wächter) gezeigt, die am 29. März in Perugia gegen ein geplantes Antidiskriminierungsgesetz protestiert hatte.
Laut Polizeireport habe es sich bei dem Gegenprotest um eine "nicht genehmigte Demonstration" gehandelt. Zudem wird den Angeklagten vorgeworfen, die Homo-Gegner "Fanatiker" und "Faschisten" genannt und "knallbunte Kleidung" getragen zu haben.
Nachdem die Polizei die beiden schwulen Aktivisten aufforderte, weiterzugehen, begannen diese einen "langen und leidenschaftlichen Kuss auf den Mund - vor vielen Familien mit Kindern und Jugendlichen, davon viele Minderjährige", heißt es im schriftlichen Bericht der Beamten. "Die Passanten reagierten auf diese Zurschaustellung angewidert."
Ein Video, gepostet von der LGBT-Gruppe Omphalos Arcigay Arcilesbica aus Perugia, hält den Gegenprotest fest - der Kuss ist etwa ab 0:50 zu sehen:
"Küsse zwischen schwulen Männern oder lesbischer Frauen sind kein Verbrechen" kritisierte die Gruppe Human Rights Watch (HRW) die Anklage und forderte die Staatsanwaltschaft auf, sie umgehend fallen zu lassen. Die Aktivisten hätten lediglich von ihrem Recht auf friedlichen Protest Gebrauch gemacht, erklärte HRW-Sprecherin Judith Sunderland: "Die Anklage wäre eigentlich zum Lachen, wenn sie nicht genau die Homophobie zeigen würde, gegen die die Aktivisten kämpfen." (cw)
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