Eine evangelikale Organisation kauft in den USA Sendezeit großer TV-Stationen, um die böse "Gay Agenda" zu "entlarven".
Von Dennis Klein
Der Streit eskalierte in der Provinz: Ein lokaler NBC-Fernsehsender aus Grand Rapids (Michigan) kam plötzlich zwischen die Fronten zwischen der evangelikalen American Family Association (AFA) und Homo-Aktivisten. Die AFA – eine Organisation, die in Homo-Rechten den Untergang des Abendlandes sieht – wollte letzten Montag auf WOOD-TV eine einstündige Werbesendung um 19 Uhr platzieren. Ein recht normaler Vorgang – meist verkaufen an dieser Stelle windige Händler Staubsauger oder Kaffeemaschinen. WOOD-TV sagte zunächst zu – machte aber dann einen Rückzieher, als klar wurde, dass um 20 Uhr Präsident Barack Obama eine Rede halten würde – und die als "Dokumentation" getarnte Werbesendung "Speechless – Silencing the Christians" schien nicht als Vorläufer für die quotenträchtige Obama-Show geeignet.
Der Sender bot der AFA einen Alternativtermin am Samstag um 14 Uhr an. Das wurde aber von der christlichen Organisation aus Mississippi abgelehnt. Derweil erhielt WOOD-TV tausende Briefe und E-Mails von empörten Christen, die die Absetzung als Anschlag auf ihre Religion deuteten – und ebenso viele Beschwerden von Schwulen und Lesben, die den Film als bösartige Propaganda werteten, die indirekt zur Gewalt gegen Homosexuelle aufruft.
Interessenten können den Werbefilm auf der Website silencingchristians.com ansehen – ebenso wie auf mehreren christlichen Sendern. Das technisch einwandfreie Machwerk legt eine Stunde lang dar, wie schwule und lesbische Aktivisten versuchten, ihre "Gay Agenda" durchzusetzen und damit die Demokratie zu untergraben.
Moderatorin Janet Parshall – eine konservative Radiokommentatorin, die Homo-Adoption schon mal als "staatlich sanktionierte Kindesmisshandlung" beschreibt – erklärt in "Speechless", wie Homosexuelle "special rights" (Sonderrechte) erlangen wollen: Sie bedienten sich dabei insbesondere des Fernsehens, so Parshall; über die Flimmerkiste jubelten Homos positive Darstellungen von Schwulen und Lesben in Serien wie "Will & Grace" unters Volk. Zweitens bezichtigten sie gute Christen der Homophobie und versuchten so, deren "moralischen Kompass" kaputt zu machen. Auf diese Art vernichten sie die "traditionelle Familie" und trieben Kinder ins Unglück – Opfer seien zudem noch die Religions- und Redefreiheit.
Youtube | Antwort der Human Rights Campaign auf die 'Doku'
Homo-Aktivisten werten den Film als einen der letzten Versuche von Evangelikalen, die Fortschritte der letzten Jahre umzukehren: "Es hat sich viel zum Positiven gewendet für Millionen von schwulen, lesbischen, bi- und transsexuellen Amerikanern. Wir wissen das – ebenso wie unsere Gegner", erklärte Joe Solomonese, Chef der Human Right Campaign. "Wir müssen aufpassen, dass dieselben, alten Argumente dieser Leute, die jetzt nur neu verpackt werden, uns nicht unserer Rechte berauben."
Auch in Deutschland versuchen radikale religiöse Kräfte, den Hass gegen Schwule und Lesben zu schüren; zuletzt etwa mit einer Unterschriftensammlung gegen die Homo-Adotion (queer.de berichtete). Bislang sind diese Versuche hierzulande allerdings noch weniger professionell als in den Vereinigten Staaten.
Darunter auch einige Reiche, so dass sie genug Geld und Macht für ihren Kampf haben. (Ansonsten könnten die sich auch nicht die Sendezeit leisten.)
Das macht diese Witzfiguren dann doch so gefährlich!!