https://queer.de/?10032
- 19. Februar 2009 2 Min.
Beim traditionsreichen Schlagerfestival von San Remo nimmt dieses Jahr ein Lied teil, das die Bekehrung eines Schwulen zum Thema hat – Homo-Gruppen sind empört.
Das am Dienstag erstmals im Rahmen des Festivals von Popsänger Povia vorgetragene Lied "Luca era gay" ("Luca war schwul") handelt von einem unglücklichen homosexuellen Mann, der nach einer Nacht mit einer Frau zum glücklichen Heterosexuellen mutiert.
Vor dem Auftritt kam es in San Remo zu Protesten. Der Politiker und Homo-Aktivist Franco Grillini erklärte, das Lied solle aus dem Musikfestival ausgeschlossen werden: "Ich fordere alle dazu auf, einmal darüber zu reflektieren, dass doch auch die homosexuelle Liebe Liebe und keine Perversion ist", so Grillini. Das Lied vertiefe Vorurteile gegenüber Schwulen, weil es darin unter anderem heißt, dass sich Luca erst nach seiner Bekehrung wie ein kompletter Mann fühlt, so Grillini.
Aurelio Mancuso, Chef des Homo-Verbandes Arcigay, wies auf die negativen Auswirkungen des Liedes hin: "Wir bekommen täglich Post von jungen Leuten, die in Italien aufgrund ihrer Sexualität soweit ausgegrenzt werden, dass sie an Selbstmord denken. Und dann kommt so ein Song daher!", erklärte Mancuso.
Sänger Povia versteht dagegen die Aufregung nicht: "Die Leute von den Schwulenverbänden wie Arcigay sehen doch in allem nur Terror und überhaupt: die repräsentieren doch gar nicht alle Schwulen." Sein Lied mache die Fortschritte, die Gruppen wie Arcigay erreicht hätten, nicht wieder rückgängig.
Das größte Musikfestival Italiens dauert noch bis Samstag an. Die RAI erhofft sich durch Kontroversen höhere Einschaltquoten, erklärten Medienexperten. Neben "Luca era Gay" tritt etwa Marco Masini mit seinem Lied "Italia" auf, in dem er die die politische Elite seines Landes kritisiert und die ständige Korruption geißelt. Der Refrain des Songs lautet: "Italien, du gehst mir auf die Eier". (dk)
Links zum Thema:
» Festival della Canzone Italiana di Sanremo















Für uns kann das nur heißen, uns mit neuen Ansätzen und neuen Strategien auf das zu konzentrieren, was über die gesellschaftliche Zukunft letztlich entscheiden wird: Das Bewusstsein und die effektiven Freiräume junger Menschen, insbesondere auch junger Männer, die in besonders aggressivem Maße einer selbstbestimmten sexuellen Entwicklung beraubt werden (siehe die geradezu groteske Verknüpfung von "Männlichkeit" mit dem Abfahren auf Östrogenkörper und Piepsstimmen - ja, genau DAS ist die heterosexuelle Logik, die es zu dekonstruieren gilt!).
Gerade eine billige Attacke wie die hier diskutierte zeigt aber auch die Notwendigkeit, sich gleichzeitig aktiv für entsprechende rechtsstaatliche Instrumente einzusetzen, um die Beleidigung und Verunglimpfung von Homosexuellen und von Homosexualität zu ächten und explizit als besonders schweres Verbrechen an einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft festzuschreiben!