https://queer.de/?10163
- 23. März 2009 2 Min.
Der Lesben- und Schwulenverband kämpft für ein "Nein" beim Volksentscheid am 26. April, mit dem das Pflichtfach wieder "Ethik" abgeschafft werden soll – insbesondere die beiden christlichen Kirchen kämpfen für die Wiedereinführung des Pflichtfachs Religion.
Der LSVD ist überzeugt, dass "Ethik" in der Hauptstadt wichtig sei, um die zunehmende Homophobie unter Berlins Schülern zu bekämpfen: "Wir sind für ein Pflichtfach Ethik. Denn Informationsveranstaltungen zu Homosexualität finden zu 90 Prozent im Ethik-Unterricht statt. Dieses Unterrichtsfach bietet die Chance, Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Homophobie anzusprechen und eigene Vorurteile zu reflektieren", erklärte Alexander Zinn, Geschäftsführer des LSVD Berlin-Brandenburg. "Es ist wichtig, dass sich alle Schülerinnen und Schüler daran beteiligen und gemeinsam über die Akzeptanz unterschiedlicher Lebensweisen diskutieren. Das Fach Ethik leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum friedlichen Zusammenleben in unserer Stadt. Es wäre fatal, wenn Jugendliche, die auch am Religionsunterricht teilnehmen wollen, den Ethik-Unterricht künftig abwählen müssten." Der LSVD wird nun Plakate aushängen, Kampagne-Postkarten verteilen und auf Ständen für ein "Nein" werben.
Die SPD/PDS-Koalition hat 2006 beschlossen, dass Ethik künftig ein Pflichtfach für alle Schüler wird. Religion ist seitdem ein Wahlfach, das Schüler freiwillig besuchen dürfen, aber nicht müssen. Zuvor waren Schüler, die den Religionsunterricht besuchten, vom Fach Ethik wie in den meisten anderen Bundesländern freigestellt worden. Die Kirchen liefen gegen die Änderung Sturm, religiöse Eltern klagten sogar beim Bundesverfassungsgericht. Karlsruhe erklärte das Fach "Ethik" allerdings für verfassungsgemäß.
Die Lobby-Gruppe "Pro Reli" hat mit Unterstützung der Kirche im vergangenen Jahr genügend Unterschriften gesammelt, um einen Volksentscheid zum Pflichtfach Ethik herbeizuführen. Am 26. April können die Berliner das Pflichtfach damit wieder zu Fall bringen. Notwendig ist eine Mehrheit aller abgegebenen Stimmen sowie ein Viertel aller Wahlberechtigten (ca. 600.000 Stimmen). (dk)
Links zum Thema:
» Pro Reli
» Pro Ethik
» LSVD Berlin-Brandenburg
Mehr zum Thema:
» LSVD kämpft für Ethikunterricht an Berliner Schulen (22.09.08)















Nachdem vor einigen Jahren moslemische Verbände die sich aus dieser Rechtslage ergebende Möglichkeit entdeckt haben, eigenen Religionsunterricht in den staatlichen Schulen Berlins zu erteilen, wurde als Gegengewicht das Pflichtfach "Ethik" eingeführt, u.a. um allen Schülern wertneutral Grundkenntnisse über die Weltreligionen zu vermitteln.
Mit dem bevorstehenden Volksentscheid versuchen verschiedene Religionsgruppen - einschließlich der großen Kirchen -, Religion durch die Hintertür als ordentliches Schulfach einzuführen. Der wahre Hintergrund dürfte allerdings sein, daß sie wissen: Wenn Religion weiterhin ein freiwilliges Zusatzangebot darstellt, die Schüler also freiwillig zwei Stunden pro Woche mehr in der Schule zubringen sollen, kommt kaum mehr jemand. Denn so groß ist die religiöse Verzückung, bei all dem seit einiger Zeit wieder beliebten Rumgefrömmel in der Öffentlichkeit, dann doch nicht. Schon gar nicht in Berlin, wo die Mehrheit der Bevölkerung offiziell konfessionslos ist. Entsprechend begeistert sammelten dann auch Schüler, insbesondere aus gutbürgerlichen Bezirken, Unterschriften für die Zulassung des Volksentscheids: Hey, zwei Stunden weniger Schule pro Woche, und trotzdem Mami und Papi zufriedengestellt und die dicken Geschenke bei der Einsegnung gesichert! :-)