Bizarre Diss-Orgie in der US-Rapperszene: Rick Ross, der bereits zwei Nummer-1-Alben veröffentlicht hat, wirft dem Konkurrenten 50 Cent vor, eine "Schwuchtel" zu sein - später "entschuldigt" er sich bei der "homosexual community".
Von Dennis Klein
Unter Rappern gelten andere PR-Regeln als bei Britney und Co.: Die Klamotten sind zwar genauso teuer, müssen aber möglichst unglamourös sein, Aussprache und Grammatik dürfen nichts mit dem Duden gemein haben und das gesamte Image sollte das eines bösen, aber coolen Buben möglichst nahe kommen. Rick Ross ist so einer, bei dem alles stimmt. Der als William Leonard Roberts II 1976 geborene Rapper hat mit seinen Alben "Port of Miami" und "Trilla" jeweils den ersten Platz der US-Billboardcharts belegt. Sein Künstlername basiert auf dem Drogenbaron, der 1996 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Und auch er selbst hat Polizeierfahrung, als er vergangenes Jahr wegen Waffen- und Drogendelikten verhaftet wurde - außerdem soll er einen DJ verprügelt haben.
Jetzt feilt der Rapper kurz vor Erscheinen seines neuen Albums "Deeper Than Rap" weiter an seinem Image; er beschimpfte den Konkurrenten 50 Cent als "Schwuchtel": "Er ist nicht hetero. Er ist schwul. Er ist eine Schwuchtel. Du weißt das, ich weiß es... Er ist ein Affe", erklärte Ross in einfach Sätzen in einem Interview mit der in Los Angeles ansässigen Radiostation 93.5 The Beat FM.
Wenige Tage später "entschuldigte" er sich ebenso kurios bei Homosexuellen, die er mit seinen Äußerungen beleidigt habe. Nach ein paar tiefen Zügen an einem mutmaßlich tabakhaltigen Produkt erklärte er in einem Internetvideo: "Ich habe gehört, dass ich die homosexuelle Community beleidigt habe mit Worten, die ich in den letzten Wochen benutzt habe. Worte wie Schwuchteln, Punks, Homos, Schwule - das wissen wir alle. Und was ich sagen wollte, ist: Ich entschuldige mich". Großherzig kündigte er an, mit Schwulen zusammenarbeiten zu wollen. Allerdings stellte sich das als Hinterhalt heraus: "Ich biete an, ein Album zu machen mit einem offen schwule Künstler wie ...50 Cent. Wir wissen ja alle, dass er schwul ist", so Ross sichtlich selbstzufrieden. "Ich würde auch ein Lied machen mit Elton John... Das sind ja beides tolle schwule Künstler... Also, ich entschuldige mich bei der schwulen Community. Liebe Schwule, jetzt sind wir gut. Peace."
Ähnliche Gehässigkeiten mit der unterschwelligen Abneigung gegenüber männlichen Homosexuellen gibt es inzwischen auch medienwirksam unter deutschen Rappern. So zeigte der Berliner Musiker Bushido, dass er viel von seinen amerikanischen Brüdern gelernt hatte: Er brachte erst homophobe Texte in Umlauf ("Berlin wird wieder hart, denn wir verkloppen jede Schwuchtel."), dann zeigte er Schwulen, die dagegen protestierten, auf einem "Antigewalt-Konzert" demonstrativ den Mittelfinger (queer.de berichtete). Später outete der Deutsch-Tunesier seinen Rüpel-Konkurrenten Sido (queer.de berichtete).
50 Cent soll Ross übrigens mit einem schiefen Blick bei den Music Awards des "Black Entertainment Channels" erstmals provoziert haben. Der ebenfalls 33-jährige Rapper hat davon eigenen Angaben zufolge nichts mitbekommen, mischt aber im medienwirksamen Streit gerne mit. Er hält sich ohnehin an dieselben Konventionen im Rap-Geschäft. So erklärte der "Get rich, or die tryin'"-Sänger bereits 2004, dass er "keine Schwuchteln" um sich haben wolle (queer.de berichtete). Gegen gleichgeschlechtliche Liebe habe er dennoch nichts: "Frauen, die Frauen lieben, sind okay".
Youtube | Entschuldigung von Rick Ross
Mehr muß man zu solchen Spasten wie diesem Rick Ross nicht sagen. Trauriges, armes Ding. Im Bedarfsfall empfehle ich früh und abends ne ganze Tabellete "Shizoangin".