Die US-Zensurbehörde MPAA hat der Komödie "Bruno", in der Sacha Baron Cohen einen schwulen österreichischen Modedesigner mimt, die Jugendfreigabe verweigert. Filme mit einer solchen "NC-17"-Freigabe, dem Nachfolger des "X-Rating", haben wenig Aussichten auf kommerziellen Erfolg.
Nach Angaben von TheWrap.com sollen simulierte schwule Sexszenen zu der Entscheidung der Zensoren geführt haben. Filmverleiher Universal besteht aber darauf, dass der Film ein R-Rating erhält, mit dem auch Jugendliche den Film sehen dürfen. Nun müssen die Produzenten mit der MPAA verhandeln und möglicherweise Szenen herausschneiden.
Die Vorführung von Filmen mit NC-17-Freigabe wird von der Mehrheit der US-Kinos abgelehnt. Außerdem nehmen die meisten Zeitungen und TV-Stationen keine Werbung für solche Filme an. "Bruno" soll im Juli in die amerikanischen Kinos kommen.
Bruno gehört zu den beliebtesten Figuren des britischen Komikers Cohen, der mit seinem ersten Film "Borat – Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen" über 260 Millionen Dollar an den Kinokassen einspielte. Die "Mockumentary" (Pseudo-Dokumentation) wurde heftig kritisiert, weil sich die Figur Borat sexistisch, antisemitisch und homophob gibt.
Youtube | In der Fernsehserie "Da Ali G Show" schlüpfte Cohen wiederholt in die Rolle des Bruno.
Bruno alias Cohen hat bereits letztes Jahr für Schlagzeilen gesorgt, als er ohne Erlaubnis bei der weltberühmten Mailänder Modenschau auf dem Laufsteg stolzierte. Nach wenigen Minuten wurde er festgenommen (queer.de berichtete). In einer Szene des Films, die zur NC-17-Entscheidung beigetragen hat, schlüpft Bruno bei einem Jagdausflug ins Zelt eines überraschten Jägers, um ihm an die Wäsche zu gehen.
Die Bewertungen der MPAA sind offiziell unverbindlich, in der Praxis müssen sich aber alle großen Studios an die Vorgaben halten. Die Rating-Abteilung wurde in den 1960er Jahren offiziell gegründet, um die Filmzensur zu beenden. Sie wird oft kritisiert, weil schwule Sexszenen in der Regel weit härter bewertet werden als Hetero-Sex oder Gewaltdarstellungen, die oft relativ niedrige Altersfreigaben erreichen. So beschwerte sich Filmemacher John Waters in der Doku "This Film Is Not Yet Rated", dass seine gewaltfreie Satire "A Dirty Shame" mit NC-17 belegt wurde, während brutale Horrorfilme ein PG-13 oder R-Rating erhalten. PG-13 ist nur eine Empfehlung, dass ein Film für unter 13-Jährige nicht geeignet sein könnte; R bedeutet, dass Jugendliche nur in Begleitung Erwachsener einen Film ansehen dürfen. In der Praxis gibt es aber keine Einlasskontrollen an US-Kinos. (dk)
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MPAA ist eine privatwirtschaftliche Organisation. Die Ratings sind nicht verbindlich.