Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis wirft dem grünen Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck wegen seiner Kritik an einem Psychotherapie-Kongress an der Uni Marburg "totalitäre Anwandlungen" vor und verlangt eine Entschuldigung.
"Herr Beck wirft dem Kongress vor, ‚menschenfeindliche Pseudotherapien’ und ‚Übergriffe auf die Freiheitssphäre anderer Menschen’ zu dulden. Können Sie das verstehen?", fragt der 70-Jährige in der katholischen Zeitung "Tagespost". "Nein, dafür habe ich kein Verständnis. Es muss doch möglich sein, über solche Fragen in Ruhe diskutieren zu können. Das sind totalitäre Anwandlungen des Herrn Beck, denen man entgegentreten muss."
Beck hatte, wie viele andere Politiker von SPD, Grünen und Linkspartei, gegen die Teilnahme von Vertretern der Ex-Gay-Bewegung bei einem Kongress der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge protestiert (queer.de berichtete). Dabei handelt es sich um Markus Hoffmann von der Organisation Wüstenstrom e.V. und Christl Ruth Vonholdt vom Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft. Beide haben wiederholt erklärt, Homosexualität sei ein heilbarer Defekt.
Geis klagt, dass eine wissenschaftliche Diskussion darüber, ob Homosexualität eine Krankheit sei, in einem demokratischen Land möglich sein müsse. "Aber ich muss doch darüber zumindest reden dürfen", so Geis. Er warf Beck Antisemitismus vor, weil der Grünenpolitiker die Teilnahme von Judenhassern an Kongressen mit denen von Schwulenhassern verglichen hatte.
Das CSU-Urgestein erklärte ferner, dass Schwule "in keiner Weise diskriminiert werden" und leben dürften, wie sie wollten. "Diese Freiheit wird aber keineswegs eingeschränkt, wenn Wissenschaftler ein wissenschaftlich fundiertes und therapeutisch motiviertes Gespräch über Homosexualität führen wollen. Diskussion ist nicht Diskriminierung".
Bereits in den letzten Jahren hat Geis als schärfster Feind gegen Homo-Rechte im Bundestag von sich reden gemacht. Lautstark protestierte er etwa gegen die Einführung von Eingetragenen Partnerschaften. So hatte der ehemalige rechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion in seiner Schrift "Ehe und Familie müssen das Leitbild bleiben" erklärt: "Es ist … an der Zeit, dass diese Lebensform [Homosexualität] endlich auch in der Öffentlichkeit als das bezeichnet wird, was sie ist: die Perversion der Sexualität. Die Aufdringlichkeit, mit der sich Homosexuelle öffentlich prostituieren, ist nur noch schwer zu ertragen. Sie lassen jede Scham vermissen. Der Verlust der sexuellen Scham aber ist immer ein Zeichen von Schwachsinn, wie es Freud formuliert hat. Deshalb muss in der Öffentlichkeit Widerspruch laut werden, damit der Schwachsinn nicht zur Mode wird."
Geis gehört auch der Initiative "Für Freiheit und Selbstbestimmung" an, die dafür eintritt, dass die Homo-Heiler ihr Gedankengut frei verbreiten dürfen. Ihr gehören "die üblichen Verdächtigen" an, wie etwa der Salzburger Weihbischof Andreas Laun, der Homosexuellen schon mal "vorwirft", wie Moslems zu denken (queer.de berichtete). (dk)
Dann können wir auch gleich darüber diskutieren, ob die Nazis Demokraten waren.
Aber bayrischer Altersstarrsinn ist auch nicht heilbar und trotzdem ertragen wir ihn stoisch.