In der britischen Seifenoper "Eastenders" soll sich ein junger Muslim in einen Mann verlieben – eine islamische Lobbygruppe kritisiert diese Entwicklung als vertane Chance, im Zeitalter der "Islamophobie" einen Muslim als "normalen, freundlichen Menschen" darzustellen.
Die kürzlich eingeführte Figur Syed Masood (dargestellt von Marc Elliott) soll einen Konflikt "zwischen Religion und sexuellen Gefühlen" erleben, erklärte ein BBC-Sprecher und bekräftigt: "Es wird keine Geschichte Gut gegen Böse, sondern eine menschliche Story über einen jungen Mann."
Masood soll sich in den offen schwulen Christian Clarke (dargestellt von John Partridge) verlieben, obwohl er bislang als recht traditionsbewusster Muslim in Erscheinung getreten war: So trinkt er keinen Alkohol und sprach sich dafür aus, mit seiner Freundin keinen Sex vor der Ehe zu haben. Jetzt bestätigte die BBC aber, dass Masood seinen neuen Freund vor der Kamera küssen werde.
Im vergangenen Jahr hatte Christian Clarke bereits einen Mann innig geküsst, woraufhin rund 150 Beschwerden bei der Fernsehaufsicht eingingen und forderten, dass eine solche Szene erst nach 21 Uhr gezeigt werden dürfe. Die BBC erklärte jedoch, sie werden schwule Küsse nicht anders behandeln als heterosexuelle.
Youtube | Szene aus "Eastenders" mit Syed Masood
Das Muslim Public Affairs Committee übt scharfe Kritik an der Entwicklung am Muslim Masood, der sich zum Schwulen entwickelt: "Die muslimische Gemeinschaft verdient eine Figur, die sie einer breiten Öffentlichkeit gegenüber repräsentieren kann, weil Islamophobie gegenwärtig so populär ist", erklärte Gruppen-Sprecher Asghar Bokhari. "Es gibt Defizite darin, Muslime zu verstehen. Ich glaube, ‚Eastenders’ hat eine Möglichkeit verpasst, der britischen Öffentlichkeit einen normalen, freundlichen Menschen muslimischen Glaubens zu zeigen." Das Muslim Public Affairs Committee setzt sich insbesondere dafür ein, dass Muslime sich mehr am politischen Prozess in Großbritannien beteiligen.
Umfragen zufolge stehen die meist aus Pakistan stammenden Muslime in Großbritannien Homosexualität kritischer gegenüber als in anderen europäischen Ländern. So antwortete in einer Anfang Mai veröffentlichten Gallup-Umfrage keiner der über 1.000 befragten britischen Muslime, schwuler Sex sei moralisch akzeptabel. In Deutschland waren immerhin 19 Prozent der islamischen Gläubigen dieser Ansicht, in Frankreich 35 Prozent (queer.de berichtete).
"Eastenders" ist eine wochentäglich ausgestrahlte Seifenoper, die wie etwa die deutsche "Lindenstraße" die Probleme von "kleinen Leuten" behandelt und in einem Arbeiterklasse-Stadtteil von London spielt. Die Serie ist mit bis zu 14 Millionen Zuschauern eine der erfolgreichsten Sendungen in Großbritannien. Tagesaktuelle Bezüge gibt es bei "Eastenders" im Gegensatz zum ARD-Pendant aber nicht.
In Deutschland wird "Eastenders" im Pay-TV-Sender BBC Prime ausgestrahlt. (dk)
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