Der ehemalige republikanische Vizepräsident Dick Cheney hat sich ein halbes Jahr nach dem Ende seiner Amtszeit erstmals für die Öffnung der Ehe ausgesprochen.
Bei einer Rede vor der Journalistengewerkschaft erklärte der 68-Jährige: "Ich denke, Freiheit heißt Freiheit für jeden. Leute sollten die Freiheit haben, in jede Art von Verbindung eingehen, die sie sich wünschen." Dick Cheneys Tochter ist lesbisch und wurde deshalb von konservativen Kräften in der republikanischen Partei heftig kritisiert, insbesondere, nachdem sie 2006 schwanger wurde und ihren Sohn gemeinsam mit ihrer Lebenspartnerin großzieht. Cheney, zuvor nur als strikter Konservativer bekannt, weigerte sich bislang, über die Homosexualität seiner inzwischen 40-jährigen Tochter zu sprechen (queer.de berichtete).
Cheney machte auch klar, dass er sich nicht für eine bundeseinheitliche Öffnung der Ehe ausspricht. Als überzeugter Föderalist solle die Frage den Bundesstaaten überlassen werden, erklärte er: "Verschiedene Staaten treffen dann verschiedene Entscheidungen. Ich habe kein Problem damit. Ich denke, die Leute sollten das einfach mal ausprobieren."
Derzeit haben fünf der 50 US-Bundesstaaten die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet. Vor einem Jahr war es mit Massachusetts nur ein Staat. Allerdings erkennt der Bund die Eheschließungen nicht an. Grund daran ist das "Gesetz zur Verteidigung der Ehe", das 1996 von einem republikanisch dominierten Kongress verabschiedet und von einem von der Opposition bedrängten Präsidenten Bill Clinton unterschrieben wurde. Es besagt, dass Washington nur die Ehe zwischen Mann und Frau anerkennt. Damit erhalten Homo-Paare keine Bundesrechte, wie etwa die Zusammenveranlagung bei der Bundeseinkommenssteuer (auch die Bundesstaaten verlangen in den USA Einkommenssteuern, hier ist in den Homoehe-Gebieten die Zusammenveranlagung möglich). Cheney hat sich zu diesem Gesetz nicht geäußert, wohl aber seine Frau: Sie hat sich bereits 2005 gegen ein nationales Verbot der Homo-Ehe in der Verfassung ausgesprochen (queer.de berichtete) und erklärte erst vor wenigen Tagen, dass sie auch für die Abschaffung des "Gesetzes zur Verteidigung der Ehe" eintrete.
Altvizepräsident Cheney hat sich in seinem politischen Wirken auf die Außenpolitik konzentriert. So war er unter George Bush Senior – während des ersten Golfkrieges – Verteidigungsminister. Bei der Rede vor der Journalistengewerkschaft gab Cheney auch zu, dass er nie Beweise gesehen habe, die den ehemaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein mit dem Terroranschlag vom 11. September 2001 in Verbindung gebracht hatte. Genau damit rechtfertigte er und Präsident George W. Bush aber den Angriff auf den Irak im Jahre 2003.
Unter Bloggern wird nun die Ehe-Frage diskutiert und ob die Unterstützung durch Cheney Homo-Rechte voranbringt. Blogger "Semiprofessional" ist sich dessen sicher: "Wenn selbst der Patenonkel der Apokalypse das unterstützen kann, wer ist dann noch gegen die Homo-Ehe?". (dk)