Die neue Chefin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Grünenpolitikerin Katrin Göring-Eckardt, hat die Debatte über die Adoption durch Homo-Paare wieder auf die Tagesordnung gebracht: SPD, FDP, Grüne und Linke sprechen sich für eine Gleichbehandlung aus, CDU und CSU sind strikt dagegen.
Göring-Eckhardt, die auch Vizepräsidentin des Bundestages ist, erklärte in der Wochenendausgabe der "taz", dass ein Adoptionsrecht für Homo-Paare Kindern nütze. Denn diese bräuchten "auch die Rechtssicherheit im Unterhalts- und Erbrecht, die ihnen bisher verwehrt ist".
Zu Homo-Rechten hat die EKD keine einheitliche Meinung. Manche der unabhängigen Landesverbände segnen Homo-Paare und stellen auch schwule und lesbische Angestellte gleich. So behandelt etwa die rheinische Kirche seit Anfang des Jahres Angestellte in Eingetragenen Partnerschaften im Besoldungs- und Versorgungsrecht gleich (queer.de berichtete). Andere Teile der evangelischen Kirche lehnen Homosexualität als Sünde kategorisch ab, ebenso auch die katholische Kirche. Deren deutscher Chef Robert Zollitsch erklärte vergangenes Jahr, ein homosexuelles Elternteil sei für das Kind gleich schlimm wie ein totes Elternteil (queer.de berichtete).
Göring-Eckardts Vorstoß wurde sogleich von der Union abgelehnt: Fraktionschef Volker Kauder (CDU) stellte klar, dass eine Gleichberechtigung im Adoptionsrecht mit dem christlichen Menschenbild seiner Partei nicht vereinbar sei. Er warf Homosexuellen reinen Eigennutz vor: "Es geht bei diesem Vorschlag allein um die Selbstverwirklichung von Lesben und Schwulen und nicht um das Wohl der Kinder", so Kauder gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. "Volles Adoptionsrecht für Schwule und Lesben widerspricht den Interessen von Kindern. Das bestätigen Kinderpsychologen und Kindertherapeuten, die vor einer solchen Entwicklung warnen."
Allerdings ist der Wunschkoalitionspartner der Konservativen anderer Ansicht: "Kinder aus Regenbogenfamilien brauchen den gleichen Respekt und die gleiche Sicherheit wie alle anderen Kinder auch", erklärte die bayerische FDP-Chefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die als mögliche Bundesjustizministerin einer schwarz-gelben Koalition gehandelt wird. "Spanien, Großbritannien und Schwede machten es vor", so die 57-Jährige.
Die gegenwärtige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat sich bereits seit 2006 für das Adoptionsrecht für Homo-Paare ausgesprochen (queer.de berichtete). Ihr Ministerium überprüfe gerade, ob es für eine Gleichbehandlung in dieser Frage einen gesellschaftlichen Konsens gebe.
In Deutschland ist bislang nur die so genannte Stiefkindadoption erlaubt, in dem eine Person das leibliche Kind des Eingetrangenen Lebenspartners adoptieren kann. Inzwischen haben aber viele Länder Westeuropas, darunter etwa Spanien, Frankreich und Großbritannien, Homo-Paare im Adoptionsrecht gleichgestellt. (dk)
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