Wegen seiner Homosexualität wurde ein türkischer Schiedsrichter vom Profiverband gesperrt – jetzt klagt Halil Ibrahim Dincdag vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof.
Der Fußballverband hatte letzten Monat argumentiert, dass Dincdag aus gesundheitlichen Gründen keinen Militärdienst absolviert habe und daher nach der Satzung nicht geeignet für den Posten sei (queer.de berichtete). Dabei spiele es keine Rolle, dass Dincdag nur wegen seiner Homosexualität ausgemustert wurde – Schwule dürfen im türkischen Militär nicht dienen.
"Ich habe kein Gesetz gebrochen, ich habe keine Schande über meinen Beruf gebracht. Ich bin bloß ein Homosexueller", erklärte der 33-Jährige gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Er erklärte, dass sich sein Leben seit seinem Coming-out grundlegend verändert habe. Er ist von seinem konservativen Heimatort Trabzon ins liberale Istanbul geflohen. "Mein Leben ist seitdem die Hölle", so Dincdag, der auch noch seinen zweiten Job als Moderator eines Radiosenders nach den Enthüllungen verloren hat. Er werde allerdings weiter von seiner Familie unterstützt, insbesondere von seinem Bruder, einem Imam, erklärte Dincdag.
In der Türkei ist Homosexualität zwar legal, aber in der konservativen Gesellschaft ein Tabuthema. Moralgesetze werden in Einzelfällen gegen Schwule und Lesben angewandt, allerdings hat sich die Lage im Rahmen der EU-Beitrittsverhandlungen in den letzten Jahren verbessert. Die Homo-Gruppe KAOS-GL erklärte, dass die EU-Beitrittsverhandlungen bereits zu einem besseren Verständnis von Homosexuellen beigetragen hätten. Allerdings sei das Land im Vergleich zu westeuropäischen EU-Ländern noch am Anfang. So versuchte unlängst der Gouverneur von Istanbul, die größte Homo-Gruppe des Landes zu verbieten. Er scheiterte aber Ende April vor dem Bezirksgericht (queer.de berichtete).(dk)