Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat der katholischen Pius-Bruderschaft wegen ihrer Kampagne gegen Schwule und Lesben "religiösen Extremismus" vorgeworfen.
Zypries forderte ein ähnlich hartes Vorgehen gegen die "religiösen Fanatiker" wie gegen Rechtsextreme, weil die Radikal-Katholiken "Hetze gegen Minderheiten" betrieben. Die Gefahr für die Demokratie gehe nicht nur von "islamistischen Fanatikern" aus, bekräftigte die SPD-Politikerin. Sie reagiert damit auf ein Schreiben der Gruppe, in dem der katholische Widerstand gegen den CSD mit dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten verglichen wird (queer.de berichtete). Die christlichen Aktivisten planen, beim CSD Stuttgart Anfang August eine Gegendemonstration abzuhalten.
In ihrem Schreiben hat die Pius-Bruderschaft auch die Ministerin direkt angegriffen, weil sie "geschlechtlichen Perversion" im Grundgesetz verankern wolle. Zypries war zuvor dafür eingetreten, den Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung in die deutsche Verfassung aufzunehmen (queer.de berichtete).
"Die katholische Kirche darf nicht dulden, dass unter ihrem Dach oder auch nur in ihrem Halbschatten solche Fanatiker ihr Unwesen treiben können. Die Kirche muss hier einen klaren Trennstrich ziehen", forderte Zypries. Indirekt plädierte sie dafür, die Pius-Bruderschaft vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Das hatte zuvor schon den Grünenpolitiker Volker Beck gefordert.
Franz Schmidberger, Chef der deutschen Pius-Bruderschaft, hat die Kritik bereits zurückgewiesen. Er erklärte, seine Gruppe habe den CSD nicht direkt mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt, sondern lediglich auf die Widerstandsleistung von Katholiken im 3. Reich hingewiesen. Bei der Frage der Homosexualität blieb er hart: Es müsse klargestellt werden, dass der CSD "unmoralisch" sei. (dk)