Der freundliche, inzwischen offen schwule Talk-Onkel Alfred Biolek feierte am Freitag seinen 75. Geburtstag. Zeit seines Lebens war ihm seine Privatsphäre äußerst wichtig.
Von Carsten Weidemann
Er unterschied stets zwischen öffentlich und privat: Alfred Biolek stand zwar seit Mitte der 70er Jahren als Fernsehmoderator vor der Kamera und griff auch Themen auf, die zur damaligen Zeit im TV tabu waren – wie etwa die Sexualität. Die Privatsphäre seiner Gäste achtete er aber stets – und erwartete, dass auch seine eigene geachtet wird. Von dieser Maxime wich er in seinen 75 Lebensjahren nie ab – ist aber inzwischen dankbar, dass andere keinen so großen Wert auf den Schutz des Privatlebens legen.
Denn die Homosexualität des gestandenen ARD-Mannes wurde in einer RTL-Sendung offen gelegt: 1991 erklärte Schwulenaktivist Rosa von Praunheim im Krawall-Talk "Der heiße Stuhl": "Hape Kerkeling ist stockschwul, Alfred Biolek auch". Der TV-Skandal des Jahres war da, und Biolek wollte die Äußerungen zunächst nicht kommentieren. "Das Outing war, als hätte ich einen Schlag bekommen. Der Schlag tat weh", erklärte er später in einem Interview. Gleichzeitig war er Praunheim aber auch dankbar. Es habe sich "eine Verspannung gelöst", so Biolek. Seine Homosexualität habe er aber nie versteckt, sondern lediglich nicht öffentlich gelebt. So wollte er die Presse nie auf eine falsche Fährte locken, indem er etwa mit einer Alibi-Frau auf einen Ball geht.
Der Popularität des Entertainers tat das Outing ohnehin keinen Abbruch. Seine Sendungen haben stets überdurchschnittliche Einschaltquoten erzielt – und er hat bis vor einigen Jahren viel und regelmäßig gearbeitet: So kochte er 459 Mal in seiner Sendung "Alfredissimo" mit Prominenten und talkte 485 Mal im "Boulevard Bio". Als Dank strahlte die ARD am Donnerstag zur besten Sendezeit eine Geburtstagsgala aus. Trotz des großen Tamtams um seine Person bleibt Bio ein Privatmensch: Er lebt mit seinem Lebenspartner derzeit abwechselnd in Berlin und Köln – doch Homostorys gibt es auch im 75. Lebensjahr keine.
Vor allem Bios Bahnhof, Boulevard Bio und Alfredissimo waren stets Highlights der Fernsehgeschichte.
Da bot Fernsehen noch Qualität...