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  • 23. Juli 2009 53 3 Min.

Eine am Donnerstag vom Justizministerium vorgestellte Studie beweist, dass Kinder in Regenbogenfamilien keine Nachteile haben – Ministerin Brigitte Zypries (SPD) will deshalb Schwule und Lesben beim Adoptionsrecht gleichstellen.

Zypries hatte die Studie vor vier Jahren beim Bayerischen Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg und dem Staatsinstitut für Frühpädagogik in München in Auftrag gegeben. "Heute ist ein guter Tag für alle, die auf Fakten statt auf Vorurteile setzen - gerade bei weltanschaulich besetzten Themen", verkündete die Bundesjustizministerin in Berlin. Ihr Fazit: "Dort, wo Kinder geliebt werden, wachsen sie auch gut auf. Entscheidend ist eine gute Beziehung zwischen Kind und Eltern und nicht deren sexuelle Orientierung". Die Studie belege "auf wissenschaftlich fundierter Grundlage, dass Familie dort ist, wo Kinder sind".

Kinder haben hohes Selbstwertgefühl

Die Studie fasst zwei Befragungen zusammen, für die rund 1000 Eltern und 100 Kinder interviewt wurden, die größtenteils in Eingetragenen Lebenspartnerschaften leben. Damit sei die Untersuchung nach Ansicht des Ministeriums "überrepräsentativ", da insgesamt nur 2.200 Kinder mit Eltern in einer Homo-Ehe in Deutschland aufwüchsen (eine Sicht, die Paare ohne Homo-Trauschein oder alleinerziehende Eltern unter den Tisch fallen lässt). 93 Prozent der befragten Eltern waren Frauen. Nur sehr wenige Kinder kamen als Adoptivkinder (1,9 Prozent) oder Pflegekinder (6 Prozent) in die Regenbogenfamilien, der Rest wurde in der Partnerschaft oder einer früheren Beziehung von einem Elternteil geboren; bei der Kinderbefragung kamen 78 Prozent aus einer heterosexuellen Beziehung der Mutter. Im Vergleich zu Kindern in Hetero-Partnerschaften hätten diese Kids und ihre Mütter oft mehr und friedlicheren Kontakt zum anderen leiblichen Elternteil.

Bei den Kindern gebe es keine Neigung zu Depression, sie zeigten sogar ein höheres Selbstwertgefühl als Altersgenossen. Auch in schulischen Ergebnissen und der Planung von Ausbildung und Beruf schnitten die Kids besser ab - alles Hinweise auf die individuelle Qualität der Eltern-Kind-Beziehung. Die Kinder selbst gaben an, ihre Familie positiv zu bewerten und fühlten sich nicht beeinträchtigt.

Die Studie ergab, dass die Paare im Arbeits- und Bekanntenkreis sehr offen ihre Familie leben und eher selten auf Diskriminierung stoßen - am schlimmsten seien die eigenen Eltern. Die Kinder erlebten durchaus Hänseleien und ähnliches (63 Prozent hatten aus Sicht der Eltern entsprechende Erfahrungen, bei den Kids berichteten 53 Prozent von Problemen), könnten damit aber umgehen und seien in ihrer Entwicklung nicht beeinträchtigt.

LSVD: Ergebnisse überraschen nicht

Justizministerin Zypries fordert bereits seit längerem das Adoptionsrecht für Lebenspartner (queer.de berichtete), ohne es bislang in ihren jeweiligen Koalitionen umgesetzt zu haben. Derzeit dürfen Schwule und Lesben zwar einzeln Kinder adoptieren, eine Adoption durch ein Homo-Paar ist aber in Deutschland verboten. SPD, FDP, Grüne und Linkspartei sprechen sich für die Gleichberechtigung von verpartnerten Paaren in der Frage des Adoptionsrechts aus, lediglich die Union lehnt dies mit Verweis auf das "Kindeswohl" ab. Zypries will erreichen, dass die Gleichberechtigung in der nächsten Legislaturperiode Gesetz wird.

In Presseinterviews hat die Ministerin am Donnerstag erklärt, dass sie eine Gleichbehandlung von (verpartnerten) Schwulen und Lesben erwarte. Allerdings weist sie darauf hin, dass es zehn Mal mehr adoptionswillige Elternpaare als Adoptionskinder gebe. Auch wenn nur wenige verpartnerte Paare von Adoptionen profitieren könnten, sei eine Gleichberechtigung in dieser Frage dennoch wichtig, erklärte sie im Deutschlandfunk: "Der wesentliche Punkt ist erst mal, dass wir mit den rechtlichen Voraussetzungen eine der formalen Diskriminierungen von homosexuellen Paaren noch beseitigen."

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) zeigte sich von den Ergebnissen der Studie nicht überrascht. Es habe bereits viele Untersuchungen im angloamerikanischen Raum gegeben, in denen nachgewiesen wurde, dass Schwule und Lesben dem Kindeswohl nicht schadeten, erklärte LSVD-Sprecherin Uta Kehr – und appellierte an die Bundesregierung: "Beenden Sie die bestehenden Diskriminierungen von Regenbogenfamilien im Familienalltag! Schaffen Sie ein Recht auf Familiengründung, unabhängig von der sexuellen Orientierung!". (dk)

#1 Tim_ChrisProfil
  • 23.07.2009, 13:08hBremen
  • "Zypries hatte die Studie vor vier Jahren [...] in Auftrag gegeben."

    Dazu braucht es keine vier-jährige teure Studie, sondern lediglich klaren Menschenverstand. Ich hätte ihnen die Antwort sofort und kostenlos geben können. Zudem gab es bereits genug Beweise. Zitat Uta Kehr: "Es habe bereits viele Untersuchungen im angloamerikanischen Raum gegeben, in denen nachgewiesen wurde, dass Schwule und Lesben dem Kindeswohl nicht schadeten" Warum sollte es bei uns anders sein, als dort?
    Aber was für ein Zufall, dass diese Studie ganze vier Jahre - also eine Regierungsperiode lang - bis zum Abschluss gedauert hat. So kann man die Entscheidung guten Gewissens der nächsten Regierung überlassen und wahrt sein Gesicht. Passend, so kurz vor der Wahl

    Das Gesetz hätte bereits vor vier Jahren vorgelegt und verabschiedet werden können. Für meine Begriffe nichts anderes als reine Zeitschindung
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#2 TobiAnonym
  • 23.07.2009, 13:15h
  • Ach was... Das hätte ich auch ohne Studie sagen können.

    Was ist wohl besser: wenn Kinder auf der Straße / im Heim aufwachsen oder in einer liebevollen Familie?

    Und was ist wohl besser: wenn es bei gleichgeschlechtlichen Paaren ein gemeinsames Adoptionsrecht gibt, so dass Kinder beim Sterben eines Elternteils (was eh schon katastrophal ist) nicht auch noch den zweiten Elternteil und die gewohnte Umgebung verlieren? Oder wenn man das aus purer Ideologie verhindert.

    Es gibt doch schon genug Studien (sowohl psychologische, als auch soziologische, als auch medizinische, etc.) die belegen, dass Kinder sich in gleichgeschlechtlichen Familien sehr gut entwickeln und bezüglich Menschenachtung, Toleranz, Sozialkompetenz, etc. oft sogar besonders qualifiziert sind.

    Das Schlimme:
    Parteien wie die CSU/CSU verbreiten Lügen, um dies alles aus purem ideologischen Hass zu verhindern! Man kann uns gerne hassen, aber wer dann auch noch behauptet Kinder schützen zu wollen, in Wirklichkeit jedoch Kinder instrumentalisiert und ihnen schadet, um ganz andere Ziele zu verfolgen, gehört abgewählt!!!
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#3 SmartiSaar
  • 23.07.2009, 13:28h
  • Antwort auf #2 von Tobi
  • "Das Schlimme:
    Parteien wie die CSU/CSU verbreiten Lügen, um dies alles aus purem ideologischen Hass zu verhindern! Man kann uns gerne hassen, aber wer dann auch noch behauptet Kinder schützen zu wollen, in Wirklichkeit jedoch Kinder instrumentalisiert und ihnen schadet, um ganz andere Ziele zu verfolgen, gehört abgewählt!!!"

    Genau aus diesem Grund hat Brigitte Zypries eben diese Studie in Auftrag gegeben um eben diesen Zweiflern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das die Studie erst jetzt kurz vor der Wahl abgeschlossen ist darüber läßt sich evtl. noch streiten aber das Grundmotiv für die Studie waren eben die o. g. Zweifler die somit keine greifbaren Argumente gegen das volle Adoptionsrecht mehr vorbringen können.
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