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- 25. Juli 2009 3 Min.
Die von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries gezündete Wahlkampfbombe Adoption durch Homo-Paare stellt die Union massenweise bloß. Immer mehr Vorder- und Hinterbänkler ätzen gegen "schädliche Hirngespinste" der Ministerin.
Von Norbert Blech
Nach der pünktlich zum Wahlkampfbeginn von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) vorgestellten Studie zur Adoption von Kindern durch schwule und lesbische Paare ist es zu heftigen Reaktionen von Unionspolitikern gekommen. Die umfassende Studie hatte ergeben, dass Kinder keine Nachteile durch Aufwachsen in einer Regenbogenfamilie haben (queer.de berichtete); die Ministerin sprach sich daher für ein umfassendes Adoptionsrecht für Lesben und Schwule aus.
Bei dem Vorstoß der Ministerin für ein erweitertes Adoptionsrecht ginge es "allein um die Selbstverwirklichung von Lesben und Schwulen und nicht um das Wohl der Kinder", sagte der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder. Den Inhalt der von Zypries vorgestellten Studie, der durch ähnliche Studienergebnisse weltweit erhärtet wird, stellte er in Frage: "Es gibt auch andere wissenschaftliche Erkenntnisse." Ein "volles Adoptionsrecht für Schwule und Lesben widerspricht den Interessen der Kinder", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
Der CSU-Rechtsexperte Norbert Geis sagte der "Bild"-Zeitung, eine solche Adoption wäre nicht zum Wohle des Kindes. "Das Kind braucht Vater und Mutter als Bezugsperson und nicht Vater und Vater - gerade als Adoptivkind!" Der Generalsekretär der CSU, Alexander Dobrindt, warf Zypries vor, die Studie gezielt aus dem Hut zu zaubern. Die Adoption sei ein "zu sensibles Thema, um damit Wahlkampf zu machen".
Adoption durch Schwule und Lesben ein "Hirngespinst"
Der CSU-Fraktionsvorsitzende im Münchner Landtag, Georg Schmidt, sagte, für die Entwicklung von Kindern sei es das beste, wenn diese bei Vater und Mutter aufwüchsen, und bezeichnete Zypries' Vorstoß am Freitag als "schädliche Hirngespinste". Sein baden-württembergischer Kollege Stefan Mappus (CDU) betonte gegenüber der Zeitung, Kinder seien "ungeeignet für Experimente".
Der Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hartmut Koschyk, warf Zypries ebenfalls vor, ein "billiges Wahlkampfmanöver" zu veranstalten. "Ich glaube, dass es, bei aller Toleranz für gleichgeschlechtliche Beziehungen, für Kinder besser ist, wenn sie bei Mann und Frau aufwachsen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Der besondere Schutz des Grundgesetzes für Ehe und Familie dürfe nicht aufgeweicht werden, ergänzte er. Am Freitag hatten bereits Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) und die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) den Vorstoß von Zypries kritisiert (queer.de berichtete).
Oppositionspolitiker unterstützen Zypries
Die FDP-Familienexpertin Ina Lenke erklärte nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung", bei einer Koalition mit der Union wären "dicke Bretter" zu bohren. Die Zeit sei überreif, homosexuellen Paaren mehr Rechte zu geben. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, Volker Beck, sagte, das Familienbild der Union sei "rückständig und realitätsfremd". Beim Thema Familie zähle für die Union nur "Schema F". Der Abgeordnete der Linken, Lutz Heilmann, sagte: "Dass Kinder am besten in einer Mann-Frau-Beziehung aufgehoben sind, ist mittelalterlich."
Links zum Thema:
» Bericht der Tagesthemen über ein lesbisches Eltern-Paar















Anm. d. Red.: Och jeh