SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hat in seinem Wahlkampfteam den schwulen Finanzinvestor Harald Christ als Experten für die Mittelstandspolitik aufgenommen.
Der 37-Jährige Arbeitersohn Christ begann seine Karriere bei BHW und der Deutschen Bank, bevor er als selbständiger Finanzinvestor Erfolge feierte. Seine Beteiligungsgesellschaft Christ Capital versucht, kriselnden Firmen wieder auf die Beine zu helfen. Er war bereits als Nachfolger des Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin im Gespräch, der vor wenigen Monaten sein Amt zur Verfügung stellte. Obgleich seine Karriere eher an den Aufstieg nach FDP-Manier erinnert, ist er bereits seit seinem 16. Lebensjahr Mitglied der Sozialdemokraten. Auch deswegen gilt er in den Medien als "schillernste Figur" des Wahlkampfteams (Nachrichtenagentur AFP). In Hamburg arbeitete er bereits als SPD-Schatzmeister.
Als offen Schwuler ist Christ in der Finanzwelt nach wie vor eine Ausnahme: "Es ist immer noch so, dass ein Manager eine attraktive Frau, Kinder, einen Hund und ein Haus haben muss", erklärte er unlängst gegenüber dem "Tagesspiegel". "Ich lebe seit sechs Jahren in einer festen Beziehung mit einem Mann. Ich bin genauso geschäftstüchtig, solide und erfolgreich wie ein Hetero", ist er sich sicher. Außerdem kenne er "viele heterosexuelle Manager, die einen viel ausschweifenderen Lebensstil haben als ich".
Seinen Antrieb erklärt Christ damit, "etwas bewegen zu wollen". Das ginge in der Wirtschaft einfacher als in der Politik, sagte er der "taz". Allerdings sei als Manager der "Aktionsgrad" beschränkt, da nur die Politik etwas für "das System, für die Menschen, für die Gesellschaft" bewegen könne.
Das Steinmeier-Wahlkampfteam besteht aus zehn Frauen und acht Männern. Es hat nun noch knapp drei Monate Zeit, die nach neuesten Umfragen 15 Prozent Rückstand gegenüber der Union aufzuholen. Die Bundestagswahl findet am 27. September statt. (dk)