Ein Schwuso-Mitglied hat auf dem Straßenfest des Hamburger CSD die Christdemokraten mit den Nationalsozialisten verglichen – die Schwusos haben den Vorfall inzwischen bedauert.
Ein offenbar unter Alkoholeinfluss geführtes Streitgespräch beim Hamburger CSD hat zu heftigen Angriffen der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) auf den Homo-Verband der Sozialdemokraten (Schwusos) geführt. Ein Schwuso-Mitglied hatte am Sonntagnachmittag offenbar mehrere schwule Besucher verbal angegriffen, weil sie ihm gesagt hatten, sie würden CDU wählen. "Das ist ja wie bei Schweinen, die sich freiwillig beim Metzger auf den Tisch legen", soll er daraufhin erklärt haben – und anschließend einen pikanten Nazi-Vergleich gebracht haben: "Das ist ja so, wie wenn die Juden früher Nazis gewählt hätten."
Die sonst so akkuraten Konservativen haben daraufhin am Montag eine wütende Pressemitteilung herausgegeben, in der die Rechtschreibung keine Priorität besaß. Ingo Pohl, Chef der LSU Nord, zeigte sich entrüstet: "Die Äußerungen dieses Schwuso-Aktivisten beleidigen nicht nur die Mitglieder der LSU, die sich seit Jahren erfolgreich für Gleichstellungspolitik einsetzen", erklärte er. "Sie beleidigen alle Opfer des Naziterrors. Selbst überhöhten Alkoholkonsum lasse ich als Entschuldigung für diesen Vorfall nicht gelten." Dabei beschuldigte er insbesondere den Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) der Mitverantwortung, weil dieser ebenfalls am Stand gewesen ist und den "Stil des Schwuso-Wahlkampfes" präge. Für den pöbelnden Schwuso-Aktivisten forderte er einen "Fortbildungskurs in Politik und Benehmen".
Den Schwusos ist der Vorgang offenbar peinlich. Sie bedauerten den Vorfall öffentlich: "Bei der Aussage handelte es ich um die persönliche Aussage eines Wahlkämpfers, der gleich vor Ort von Johannes Kahrs auf seinen undifferenzierten Vergleich hingewiesen worden ist und vom Stand verwiesen wurde", heißt es in einer Mitteilung. "Herr Kahrs hat sich danach persönlich für diesen Vergleich entschuldigt und den Betroffenen versichert, mit dem Wahlkämpfer zu reden. Dieser hat sich mittlerweile auch schon bei dem Betroffenen entschuldigt." Mehr wollten die Schwusos auf Anfrage nicht zu dem Fall sagen.
Die CSD-Parade in Hamburg wurde am Samstag erstmals von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) angeführt. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Flotter 3er für das Grundgesetz". Damit wird auf Artikel 3 des Grundgesetzes angespielt, in dem die Gleichheit aller Menschen betont wird. Dort werden auch eine Reihe von Diskriminierungsmerkmalen genannt, etwa Rasse oder religiöse Anschauungen, nicht aber sexuelle Orientierung. Die Aktivisten fordern eine Ergänzung des Artikels. (dk)
Nazi-Vergleiche sind meistens unangebracht, weil die faschistischen Verbrechen verharmlosend. Dass die Wahl einer vielfach homophoben Partei, vielmehr aber noch die Identifikation mit extrem homophoben religiösen Bekenntnissen etwas mit Selbsthass zu tun haben müssen, ist m. E. aber offensichtlich - gerade heute gibt es ja politische und religiöse Alternativen.
Da gibt es dann leider auch tragische historische Parallelen:
de.wikipedia.org/wiki/Hans-Joachim_Schoeps