Raphael ist 19 Jahre alt, Schüler, er lebt in Potsdam. Seinem ersten Freund hatte er vertraut, und auf Safer Sex verzichtet. Doch sein Lover ging heimlich fremd.
Der Abiturient Raphael ist eines der Rollenmodelle der AIDS-Präventionskampagne "Ich weiß, was ich tu". Queer.de veröffentlicht seine Story über erste Liebe und ersten Sex in Auszügen. Wer die ganze Lebensgeschichte von Raphael nachlesen oder mit ihm persönlichen Kontakt aufnehmen möchte, der findet ihn auf www.iwwit.de
Ich habe meinen ersten Freund hier auf einem Stadtfest kennengelernt – und es war wirklich Liebe auf den ersten Blick. Dabei hatte ich vorher nicht so richtig an die Liebe geglaubt. Aber er hatte all die Eigenschaften, die mir an einem Mann so gefallen. Wir kamen sehr schnell zusammen, haben uns wieder getrennt, dann kamen wieder zusammen, haben uns wieder getrennt – das war ein ganz schönes Hin und Her am Anfang. Zuerst waren es drei Monate, in denen wir viel Zeit miteinander verbracht haben und wir unsere gemeinsamen Interessen entdecken konnten. Aber Sex hatten wir da noch nicht, was eigentlich komisch ist. Nach zwei getrennten Wochen kamen wir dann also wieder zusammen – und hatten schließlich auch Sex. Safer versteht sich. Es war wunderschön.
Ich bin dann auch ziemlich schnell zu ihm gezogen. Unsere Beziehung war wirklich etwas Besonderes. Seine Familie war wirklich großartig zu mir, sie haben mich richtig aufgenommen. Ich habe es gemocht, ihn glücklich zu machen – ich habe für ihn gekocht und wir haben uns wirklich aufeinander eingestellt. Wir hatten uns von vornherein verständigt, dass wir unsere Beziehung monogam führen wollen. Mein Freund erzählte mir auch, dass er schon einmal betrogen worden sei. Wir waren uns also ganz sicher, dass wir treu sein wollen. Über Safer Sex habe ich also nicht mehr so viel nachgedacht! Wir haben zwar beim Ficken immer Kondome genommen, aber beim Blasen, da habe ich auch geschluckt. Ich habe ihm einfach vertraut. Doch so lieb mein Freund sein konnte, so böse war er auch manchmal. Er hat zum Beispiel ab und an fremd geküsst, was ich richtig schlimm finde, denn Küssen bedeutet mir wirklich sehr viel. Das ist etwas total Intimes. Da bin ich ein bisschen wie Julia Roberts in Pretty Woman.
Allerdings habe ich irgendwann auch herausgefunden, dass er über Gayromeo ein Sexdate klargemacht hat. Er ist da zwar nicht hingegangen – aber wer weiß, was sonst noch so gelaufen ist. Diese ganze Sache mit dem Date kam raus, weil ich an seinem PC war. Die Daten waren alle schon da und man musste ja nur noch auf "Login" klicken. Das alles hat natürlich zu einem richtig großen Streit geführt – ich wollte mich sogar von ihm trennen. Aber ich konnte es irgendwie nicht. Ich dachte mir, ich muss etwas machen, damit ich von ihm loskomme. Ich dachte mir, wenn ich ihn selber, obwohl ich wirklich an die Monogamie glaube, betrügen würde, dann würde mir das vielleicht gelingen. Also bin ich – mit einem guten Bekannten – fremdgegangen und habe es am nächsten Tag gleich gebeichtet. Auf dieses Geständnis folgten wirklich unschöne Zeiten. Wir waren vielleicht noch so eine Woche zusammen nach dieser Sache. Nach der Trennung hatten wir auch noch einmal Sex. Danach habe ich erfahren, dass er mit einem anderen ungeschützt Sex hatte. Ich hatte deshalb große Angst, dass ich mich vielleicht mit HIV infiziert habe! Ich wollte ihn zur Rede stellen und wissen, was in unserer gemeinsamen Zeit noch nebenbei gelaufen ist. Seine Antwort war, dass es ihm egal ist, wenn ich verrecken würde. Und das endete dann in einer richtigen Prügelei auf der Straße.
So ging das auseinander mit meinem ersten Freund. Wir haben nun gar keinen Kontakt mehr. Das macht die Sache nicht einfacher. Mir ist jedenfalls eins klar geworden: Liebe schützt nicht vor HIV!