Die Aids Healthcare Foundation aus Los Angeles hat eine Beschwerde gegen die Pornoindustrie beim kalifornischen Wirtschaftsministerium eingereicht: Barebackpornos gefährden demnach die Gesundheit am Arbeitsplatz, argumentiert die Organisation.
Die Gruppe nennt dabei 16 Pornolabels im Bezirk Los Angeles, darunter auch mehrere schwule Produzenten. Insgesamt habe man 58 Filme analysiert – nur zwei von ihnen enthielten Szenen, in denen Kondome benutzt wurden. Insgesamt hätten sich in L.A. in den letzten fünf Jahren 22 Darstellerinnen und Darsteller mit dem HI-Virus infiziert. Zudem habe es über 2.000 Fälle von Chlamydien gegeben und rund 1.000 Pornostars hätten sich einen Tripper während ihrer Arbeit geholt.
"Indem der Bezirk Los Angeles Kondome empfiehlt, aber nicht vorschreibt, gibt er seine Verantwortung für die öffentliche Gesundheit ab", erklärte Whitney Engeran-Cordova von der Aids Healthcare Foundation. Sie kritisierte, dass das Pornogeschäft in Kalifornien Milliarden Gewinne abwerfe, während sich die Darsteller einer gesundheitlichen Gefährdung aussetzten. Deshalb müsse der Staat das Filmen von Bareback-Pornos in Kalifornien verbieten.
Kondome: Schutzbekleidung für Porno-Darsteller
Auch die Gesundheitsbehörde des Bezirks Los Angeles sorgt sich um das Wohlbefinden der Darsteller der horizontalen Traumfabrik: "Ich kenne keinen anderen Berufszweig, in dem Angestellte so unnötig lebensbedrohlichen Krankheiten ausgesetzt werden", erklärte der Chef der Gesundheitsbehörde, Dr. Jonathan Fielding. "Die Menschen brauchen eine Arbeitsausrüstung. Immerhin würden wir Feuerwehrmänner nicht im T-Shirt in ein brennendes Haus schicken, sondern mit Schutzbekleidung."
Gerade in der schwulen Pornografie sind Bareback-Sexfilme umstritten, obwohl sie in den letzten Jahren ihren Marktanteil deutlich steigern konnten. In Europa halten sie zirka 60 Prozent des Marktes. Vereinzelt weigern sich Sex-Shops dennoch, kondomfreie Filme anzubieten (queer.de berichtete). Vor zwei Jahren kam es beim Kölner CSD zu einer emotionsgeladenen Auseinadersetzung, als ein Bareback-Label mit einem eigenen Paradewagen am Cologne Pride teilnahm (queer.de berichtete).
In Deutschland spricht sich einer Umfrage zufolge knapp die Hälfte der Bevölkerung für ein Verbot von Bareback-Filmen aus (queer.de berichtete). Die Schwulen sind davon allerdings nicht sehr begeistert: Von ihnen befürworten nur 38 Prozent das Verbot, unter Heterosexuellen sind es aber 53 Prozent. (dk)
Das heißt, der Ansatz Tabus zu respektieren und in einigen Fällen sogar zu verstärken, ist manchmal richtig.Die frühere Tabuisierung des kondomlosen Sex im Porno, hat bei Schwulen aber mittlerweile zu einer weitgehend akzeptierten Fetischisierung geführt, die inzwischen nicht mehr rückgängig zu machen ist, damit müssen wir leben.
Es ist eher eine Frage der Community, falls die denn überhaupt noch existiert und des gegenseitigen Respekts voreinander, was dem typischen Pornokonsum, seinen Herstellungsmechanismen und dem häufig unverantwortlichen Umgang miteinander, diametral zuwiderläuft. Das ganze Prozedere hat heutzutage auch im schwulen Bereich mit sexueller Emanzipation nicht mehr am Hut, als McDonalds mit demokratischen Prinzipien. Nur, weder McDonalds noch die Pornoindustrie werden sich spontan oder freiwillig moralischen Prinzipien unterwerfen. Das gesetzliche Verbote aber nicht funktionieren, hat die Vergangenheit gezeigt. Barebackpornos sind inzwischen weitgehend akzeptiert. Demnächst brauchen wir sowieso überhaupt keine echten Darsteller mehr, womit der Aspekt der gesundheitlichen Gefährdung wegfällt, dann kommt aber die nächste Frage auf: welche Phantasien `dürfen´ über eine lebensechte Animation filmisch überhaupt realisiert werden, wenn praktisch alles Vorstellbare auch visuell darstellbar sein wird?