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- 23. August 2009 2 Min.
Vermeintliche "Expertinnen" maßen sich an, anderen Menschen zu sagen, dass sie ein anderes Geschlecht haben, als sie leben. Ein Kommentar zum Streit um die südafrikanische Sportlerin Caster Semenya
Von Heinz-Jürgen Voß
In den letzten Tagen wurde viel über die südafrikanische Sportlerin Caster Semenya berichtet, die sich einem Geschlechtstest unterziehen muss, nachdem sie eine Goldmedaille gewonnen hatte. So sicher, wie es dabei oft dargestellt wurde, weiß "die Biologie" gar nicht, wie sich Geschlecht ausbildet. Chromosomale, genetische, epigenetische, hormonelle und weitere Faktoren müssen zusammenkommen, damit sich spezifische Merkmale ausbilden.
Seit dem 18. Jahrhundert, zudem in materialistischen Auffassungen, werden Entwicklungsprozesse zentral gesetzt. Für biologisches Geschlecht heißt dies, dass viele Faktoren zusammenkommen müssen, dass erst durch deren Kommunikation und Wechselwirkung Merkmale spezifisch ausgebildet werden. Das Resultat steht also nicht fest, steht nicht in "Chromosomen" oder "Genen" "geschrieben", sondern bildet sich erst heraus. Das heißt auch, dass auch Annahmen vermeintlicher Zweigeschlechtlichkeit und der Annahme, dass Biologie und Medizin "wahres Geschlecht" bestimmen könnten, zu widersprechen ist: Geschlecht bildet sich erst heraus, Merkmale entstehen individuell unterschiedlich, der Ausgang ist offen - und nicht binär "weiblich" oder "männlich".
Krass ist, dass sich vermeintliche "Expertinnen" anmaßen, anderen Menschen zu sagen, dass sie ein anderes Geschlecht haben, als sie leben - und dabei in Kauf nehmen, deren Leben nachhaltig negativ zu beeinflussen. Derzeit ist Geschlecht – weiblich oder männlich – gesellschaftlich bedeutsam und werden Menschen ohne eindeutiges Geschlecht (Intersexuelle) oft medizinisch operiert. Oft werden diese "medizinischen Behandlungen" von Betroffenen rückblickend als traumatisierend, als Gewalt, als Vergewaltigung beschrieben - ihr Leben wurde und wird noch immer zerstört.
An solchen menschenrechtsverletzenden Eingriffen hat auch die Biologie ihren Anteil, weil sie vortäuscht, dass sie wüsste, wie Geschlecht entstehe und dass es nur "weiblich" oder "männlich" gebe. Das weiß sie, bei genauer Betrachtung ihrer Ergebnisse, nicht und kann damit auch keinem Menschen sagen, welches Geschlecht sie hat.
Links zum Thema:
» Homepage von Heinz-Jürgen Voß
Mehr zum Thema:
» Tranny-Alarm bei Leichtathletik-WM (20.08.09)















das nenne ich kritische Wissenschaft, die dem gesellschaftlichen Fortschritt verpflichtet ist! Ganz im Gegensatz zu dem, was uns nicht wenige im biologisch-biologistischen "Mainstream" und im Einklang mit bzw. als Produkt der mittelalterlich konstruierten, heterosexistischen Dominanzgesellschaft immer wieder vorsetzt und jungen Menschen von kleinauf eintrichtert. Weiter so!