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- 11. September 2009 2 Min.
Premierminister Gordon Brown hat sich am Freitag posthum für die staatliche Verfolgung des schwulen Mathematikers Alan Turing entschuldigt, der 1954 Selbstmord beging.
Turing gilt als einflussreichster Theoretiker der frühen Computertechnik. Während des Zweiten Weltkrieges war er maßgeblich an der Entschlüsselung der deutschen Funksprüche beteiligt, die von vielen Analysten als kriegsentscheidend angesehen wurden. 1952 wurde er aber wegen Homosexualität angeklagt. Er hatte die Wahl, ins Gefängnis zu gehen oder eine Behandlung mit triebhemmenden Hormonen zu beginnen. Diese Therapie wurde "chemische Kastration" genannt. Er entschied sich für die Hormoneinnahme, litt aber danach unter Depressionen und der Entwicklung von Brüsten. Schließlich vergiftete er sich zwei Jahre nach dem Verfahren.
Der Premierminister erklärte nun, sein Land habe Turing grundlos Leid zugefügt, obwohl ohne ihn möglicherweise Nazi-Deutschland den Krieg gewonnen hätte. "Wir liegen tief in seiner Schuld, was es noch schlimmer macht, dass er so inhuman behandelt wurde", so Brown in einem Artikel für die Tageszeitung "Daily Telegraph". "Ich freue mich, dass ich die Chance habe, mich zu entschuldigen. Alan und die vielen tausenden schwulen Männer, die wie er mit homophoben Gesetzen verurteilt wurden, wurden schrecklich behandelt." Turing sei eines der bekanntesten Opfer der Homophobie in England gewesen, so Brown.
In den Wochen zuvor hatten sich über 30.000 Briten an einer Unterschriftenaktion beteiligt, in der die Regierung aufgefordert wurde, sich für das Urteil gegen Turing zu entschuldigen.
Das staatliche Homo-Verbot, das in Großbritannien bis ins Jahr 1533 zurückreicht, wurde schließlich 1967 abgeschafft. Inzwischen zählt die Insel mit einem umfassenden Antidiskriminierungsgesetz und einem Lebenspartnerschaftsgesetz, das die gleichen Rechte und Pflichten enthält wie die Ehe, zu den homofreundlichsten Ländern Europas. (dk)














