IWWIT-Rollenmodel Christoph ist 27 Jahre alt, Student und wohnt in Oldenburg. Sex ohne Kondom gab es mit seinem Freund erst nach einem gemeinsamen HIV-Test.
Die Präventionskampagne "Ich weiß, was ich tu" stellt regelmäßig Männer vor, die über ihre Erfahrungen mit Liebe, Sex und Aids berichten. Auf queer.de veröffentlichen wir Auszüge. Wer die ganze Story von Christoph und seinen Frauen Maik nachlesen, oder mit ihm direkten Kontakt aufnehmen möchte, der kann dies auf www.iwwit.de tun.
Kurz bevor ich mir die zweimonatige Auszeit in London genommen habe, habe ich Maik kennengelernt. Mein bester Freund hatte mich auf eine Grillparty mitgeschleppt. Die Gastgeber waren Maik und sein damaliger Freund, außerdem war eine Freundin der beiden dabei. Da hatten wir zum ersten Mal richtig Kontakt. Das war ein lustiger Abend, an dem wir dann noch zusammen auf ne Party sind. Als ich aus London wieder da war, habe ich auch Maik wieder gesehen. Und das hat sich dann intensiviert. Zum Beispiel macht er die Deko für eine der schwulen Partys hier und da habe ich ihm geholfen und wir haben Spieleabende gemacht und solche Sachen. Was wir auch gemerkt haben war, dass wir einen nahezu identischen Musikgeschmack haben. Wir haben ganze Abende damit verbracht, gemeinsam CDs durchzuhören und auch sonst haben wir einfach viel miteinander unternommen. Dadurch haben wir uns immer besser kennen gelernt. Auch haben wir uns viele SMS geschrieben und das war dann der große Knall, als sein damaliger Freund eine dieser Nachrichten gelesen hat. Da hatte ich dann ganz schnell eine ziemlich böse Nachricht auf dem Anrufbeantworter.
Ich war halt total verliebt in dieser Zeit und er war eben mit dem anderen zusammen. Meine Freunde hatten mir auch schon geraten, dass ich die Sache besser vergessen soll. Nach der SMS-Geschichte hatten wir ein halbes Jahr gar nichts miteinander zu tun. Funkstille. Maik hat sich komplett aus der Affäre gezogen und ich dachte nur: "Arschloch, bleib mir weg!" Ich habe ihn gestrichen und mich in die Arbeit gestürzt. Außerdem bin ich viel nach Hamburg gefahren, habe da Freunde besucht. Zwischendurch hatte ich dann auch einen anderen Freund.
Irgendwann hat sich Maik dann wieder gemeldet, so von wegen: "Ich habe dir schon so viele Mails geschrieben aber keine abgeschickt." Aber da war ich gerade mit einem anderen zusammen und habe mich gefragt, was das jetzt soll. Ich habe nicht darauf reagiert, weil mir klar war, wenn ich jetzt damit anfangen würde, dann würde ich meinen Freund im Kopf schon betrügen. Es zeichnete sich aber auch bald ab, dass die Beziehung nicht funktionieren würde. Und am Abend als Schluss war, da habe ich mich bei Maik gemeldet. Als wir uns dann aber angenähert hatten, da habe ich schon zu ihm gesagt: "Jetzt aber mal Hosen runter! Was willst Du eigentlich?" Ich war einfach noch zu sehr verletzt. Maik war inzwischen von seinem Freund getrennt und er sagte mir, er habe damals die falsche Entscheidung getroffen und sei total in mich verliebt. Seitdem sind wir praktisch zusammen. Ich hätte niemals gedacht, dass es einen Menschen geben kann, der so gut zu mir passt. Es ist einfach unglaublich! Wir ticken einfach sehr ähnlich, sind beide sehr emotional und sensibel. Auch überraschen wir uns gern mal mit kreativen Ideen. Kürzlich habe ich zum Beispiel Maiks Wohnung mit tausend extra dafür gedruckten Flyern tapeziert.
Na ja und vor einigen Wochen, da habe ich ihm einen Heiratsantrag gemacht. Das war für uns schon immer irgendwie ein Thema und wir haben da auch mit meinem besten Freund vor einiger Zeit aus Scherz mal so gesprochen, wer denn dann wohl welchen Namen annehmen würde. Das hat den Stein ins Rollen gebracht… Wir orientieren uns auch beide gerade jobmäßig neu und werden dann zusammenziehen. Irgendwann 2008 dann die Hochzeit. Und ja, dann leben wir quasi die schwule Variante eines heterosexuellen kinderlosen Pärchens. Wir haben zwar auch schon über Adoption nachgedacht. Aber das ist ja sogar schon für Heteropaare sehr schwierig, da mache ich mir keine wirklichen Hoffnungen.
Sex spielt eine sehr große Rolle
In der Beziehung mit Maik spielt Sexualität schon eine sehr große Rolle. Wir führen eine monogame Beziehung und es ist für uns beide nicht anders vorstellbar. Eine offene Beziehung, Dreier und was weiß ich nicht noch alles – das geht gar nicht! Ich habe es ausprobiert, aber Sex ohne emotionale Beteiligung, das geht einfach nicht. Maik meinte neulich noch, dass er mich nur für sich will. Und ich sehe das genauso. Ich denke, wenn da irgendwie etwas anderes passieren würde, das würde dem Ganzen einen massiven Knacks geben. Das wäre der Anfang vom Ende.
Aber auch vor Maik habe ich schon so darüber gedacht. Ich will einfach jemanden, mit dem ich guten Sex habe und das nicht, weil ich täglich einen anderen habe, sondern weil es immer der Gleiche ist. Und ich finde, der Sex wird mit jedem Mal besser. Mit jedem Stück Vertrauen, das wir mehr zueinander haben. Am Anfang haben Maik und ich noch Kondome benutzt. Es war aber irgendwann auch klar, dass wir das nicht dauerhaft wollen. Als dann die zwölf Wochen rum waren, die es braucht, damit der Virus eventuell bei so einem Test nachweisbar ist, haben wir das thematisiert. Nachdem wir beide beim Test waren, zweimal negativ, haben wir schließlich auf Kondome verzichtet.