Man habe kein Problem mit Pädophilen, sondern mit Schwulen, die auf minderjährige Jungs stehen, erklärte ein hoher Vertreter der katholischen Kirche – währenddessen ist in Kanada ein Bischof wegen Besitzes von Kinderpornografie verhaftet worden.
Erzbischof Silvano Tomasi, der ständige Vertreter des Vatikans bei den Vereinten Nationen, erklärte am Mittwoch in Genf, dass die anhaltenden Sexskandale auf Homosexuelle zurückzuführen seien, nicht auf Pädophile. Er sprach nach Angaben der Zeitung "Guardian" in diesem Zusammenhang von Ephebophilie, also von der homosexuellen Zuneigung zu pubertierenden Jungs: "Von allen, die in Misshandlungen verwickelt waren, gehören 80 bis 90 Prozent zu dieser sexuellen Orientierung. Sie lassen sich ein mit Jungs zwischen elf und 17 Jahren", so Tomasi.
Der Erzbischof beruft sich dabei auf "verfügbare Forschungsarbeiten", geht aber nicht näher auf seine Quellen ein. Seriöse Wissenschaftler kommen allerdings zu einem anderen Ergebnis: So geht der angesehene Londoner Professor Arnon Bentovim davon aus, dass junge Mädchen zwei bis vier Mal eher Opfer sexueller Gewalt werden als Jungs.
Tomasi: Bis zu 5 Prozent in Misshandlungen verwickelt
Tomasi erklärte auch, dass "nur" 1,5 bis fünf Prozent der katholischen Geistlichen in Misshandlungen verwickelt seien. Bei geschätzten 550.000 bei der Kirche angestellten Männern würden sich demnach bis zu 27.500 weltweit an der Misshandlung von Kindern beteiligen.
In den letzten Monaten hatten immer wieder Vertreter der katholischen Kirche Homosexuelle beschuldigt, am gesellschaftlichen Niedergang schuld zu sein. So hat etwa Pater John Owen bereits im Mai Schwule für die Pädophilenskandale in der Kirche verantwortlich gemacht (queer.de berichtete). Papst Benedikt XVI. hatte im Dezember erklärt, dass Schwule "Gottes Werk" vernichten würden (queer.de berichtete).
Bischof verhaftet
Währenddessen hat sich ein Bischof in Kanada den Behörden gestellt, auf dessen Computer Kinderpornografie gefunden wurde. Auf dem Laptop des 69-jährigen Raymond Lahey hatten kanadische Zollbeamte Mitte September einschlägige Bilder gefunden. Lahey ist deshalb am Sonntag als Bischof von Neuschottland zurückgetreten. Er bat die Gläubigen, für ihn zu beten. Die Behörden wollen ihn nun wegen der Einführung und des Besitzes von Kinderpornografie anklagen.
Die katholische Kirche musste in den letzten Jahren weltweit Milliarden Euro aufbringen, um Opfer von Kindesmissbrauch zu entschädigen. In den USA allein mussten die Landeskirchen über zwei Milliarden Dollar an ihre Opfer zahlen – und das, obwohl nur ein Bruchteil der Anschuldigungen vor Gericht Erfolg hatte. (dk)